Nein, das ist kein leichter netter Sommerroman vor strahlend schöner Kulisse. Dies ist teilweise inhaltliche schwere Kost, und die Handlung spielt großteils im tiefsten Winter. Beim Hören hatte ich das Gefühl, dass der Raum angesichts der detailreichen Beschreibungen von Schnee, Eis und Minusgraden gleich noch mehr abkühlt.... :-)Zur Rahmenhandlung: Lucia ist eine chilenische Lehrbeauftragte, die in Brooklyn in der Kellerwohnung ihres Chefs haust, weil sie dort an der Uni eine Gast-Lehrstelle angenommen hat. Lucia ist etwas über 60, hat eine Scheidung und eine Krebserkrankung hinter sich und obendrein eine mit der politischen Historie von Chile eng verflochtene Familiengeschichte im Gepäck. Richard ist verwitwet, Professor an der Uni und lebt mit 4 Katzen in einem Mietshaus, das seinem wohlhabenden Freund gehört, für den er es auch verwaltet. Richard ist langweilig und geizig, und Lucia, die anfangs ein Auge auf ihn geworfen hatte, ist längst das Interesse an ihm verloren gegangen. Doch Richard hat ebenfalls eine tragische Geschichte im Gepäck: er fühlt sich schuldig am Zerfall seiner Familie. Denn einst hatte er eine: Anita, eine Brasilianerin, und zwei Kinder. Seither kommt er emotional und sozial nicht mehr wirklich auf die Beine.Richard verursacht an einem bitterkalten Wintertag einen Auffahrunfall. Am Steuer des Lexus sitzt Evelyn, eine blutjunge Frau aus Guatemala, die illegal in den USA wohnt und dort den behinderten Sohn einer im Mafia-Milieu angesiedelten Familie betreut. Voller Panik, ihrem Arbeitgeber seinen geliebten Wagen demoliert zurückzugeben, wendet sie sich an Richard und bittet um Hilfe - zumindest denkt der, es liegt am kaputten Auto. Bald aber wird er eines Besseren belehrt - und braucht ganz dringend Lucia als Unterstützung. Für das ungleiche Trio beginnt eine abenteuerliche Reise nach Kanada, die sie aneinander näher bringt. In Rückblenden erfährt man etwas über die Vergangenheit aller Beteiligten.Aber nicht nur das....sondern auch über Geschichte und Politik. Fast mein ganzes Wissen über Süd- und Mittelamerika, besonders über Chile, verdanke ich den Büchern von Isabel Allende. Immer wieder staune ich über ihre Intellektualität, ihre Bildung, ihr Wissen, ihren Umgang mit Sprache. Sie ist für mich eine der größten und besten Autorinnen.Dieser Roman begann dennoch sehr schleppend, hatte ein paar Längen und entfaltete erst dann sein Potenzial. Dann aber gewaltig!!!! Ich hätte noch Stunden lang zuhören können, vor allem, weil auch die Sprecherin eine sehr angenehme Stimme hat. Ich kann dieses Hörbuch wärmstens empfehlen.