Schafft man es J.K. Rowling nicht (!) mit Harry Potter zu verbinden? Soll wohl möglich sein, mittlerweile hat die Frau ja noch genug anderes geschrieben. ...wobei man sich diese Werke wohl getrost sparen kann, meiner Meinung nach. Im letzten Jahr habe ich nach drei Anläufen schon grummelnd "Der Ickabog" abgebrochen, weil ich die Geschichte langweilig und unausgegoren fand. Nicht wirklich etwas für Erwachsene, aber für Kinder - für die es nun gedacht ist - auch zu brutal und beklemmend. Tja, hätte ich da nicht zu sehr geflucht, denn mit "Ein plötzlicher Todesfall" kam es noch dicker... Anhand des Klappentextes hatte ich ein Vorstadtdrama erwartet. Voll mit Intrigen, mehr oder weniger offensichtlichen Lügen und Wahrheiten, die ans Licht kommen. Bekam ich auch, allerdings in der zähen, vor sich hin plätschernden Variante. Starten tut das Ganze mit dem plötzlichen Ableben des mittelalten Barry Fairbrother. Von Null auf Hundert scheidet er aus dem Leben - was übrigens ein starker und fürs geistige Bild gut inszenierter Einstieg war. Barrys Tod zieht seine weiten Kreise, schließlich war er Vorstandsmitglied der kleinen Stadt Pagford und im allgemeinen sehr beliebt sowie politisch rege engagiert. Der Verlust des Einen ist der Gewinn eines anderen, denn nun ist ein Platz im Stadtrat frei. Und es gibt so einige, die daran interessiert sind... ...ja.. einige... Himmel, was hat die Frau sich dabei gedacht so viele Personen in die Geschichte einzubauen?! Es hat ewig gedauert, bis ich beim Hören so halbwegs die Namen und den jeweiligen Bezug alle auf dem Schirm hatte.. Da gibt es natürlich die Familie von Barry, aber eben auch Freunde. Und Leute aus dem Stadtrat. Und Menschen, denen Barry etwas Gutes getan hatte.. und die haben auch alle Familien. Geschwister, Kinder, usw.. ich habe mich schon gefragt ob Rowling denen nicht noch ein paar Haustiere hinbasteln möchte, die dann auch einen Bezug zu Fairbrothers Tod haben. ¿¿¿¿ Also. Ganz viele Personen. Und alle haben sie Probleme. Nein, denen fehlt nicht nur mal eben das nötige Taschengeld um sich 'ne Tafel Schokolade kaufen zu gehen. Wir haben hier Misshandlung, Nichtbeachtung in der Ehe, Geltungsrecht, Drogenmissbrauch, selbstverletzendes Verhalten, Kindeswohlgefährdung, Armut... Die ganze, stimmungsdrückende Palette. Das sind alles wichtige Themen und einige davon finde ich auch sehr interessant.. Aber alles auf einem Haufen war ein grandioser Overkill an unsympathischen und leidlichen Charakteren. Ich hab' mich fast wie in einer deutschen TV-Produktion gefühlt - und das in über 19 Stunden (!). Um das zu perfektionieren hätte eigentlich nur noch irgendeine Behinderung, Krebserkrankung und Asylpolitik gefehlt. ¿¿¿¿ Politik. Das nächste Stichwort. Irgendwie hat "Ein plötzlicher Todesfall" damit zu tun. Irgendwie dann aber auch nicht. Irgendwie finde ich tatsächlich keine richtige Storybeschreibung für diesen Roman; Irgendwie geht's darum den freien Platz im Stadtrat zu ersetzen. Aber da sind halt nur unglückliche Menschen.. Was ist das also? Ein Drama? Eine Satire? Jetzt, wo ich es beendet habe - und betont das Ende des ganzen reflektiere - glaube ich, dass das einfach ein Buch ist um schlechte Laune zu bekommen und seinen Blick auf diese verachtenswerte Gesellschaftsdarstellung zu lenken. Whatever. Harry Potter in allen Ehren. Doch J.K. Rowling und ich sind miteinander durch.