Katja Petrowskaja: Vielleicht Esther
Flucht, Krieg, Massenmord aber auch die Berufung, Kindern mit Beeinträchtigungen zu helfen. Katja Petrowskaja erzählt in Vielleicht Esther eine alte, moderne Familiengeschichte. Vorgetragen von Meike Rötzer.
Wiederholende Vergangenheit
Befinden wir uns in einem Zeit-Hamsterrad? Muss die Menschheit ihre Fehler beständig wiederholen? An diesen Fragen kommt man nicht vorbei, wenn man Vielleicht Esther von Katja Petrowskaja gehört (oder gelesen) hat. Nicht, dass diese Botschaft Inhalt des Hörbuches ist, mitnichten.
Katja Petrowskaja fahndet in sechs Kapitel und mehr als 70 Geschichten nach den Spuren, den Wurzeln ihrer Familie. Das Hörbuch wird von Meike Rötzer vorgetragen. Bei mehr als 70 beinahe episodenhaften Geschichten liegt ein Bild nahe: Puzzle.
Von Berlin nach Europa
Es ist nicht nur eine Zeitreise, auf die uns Petrowskaja mitnimmt. Es geht auch durch halb Europa. Kiew, immer wieder Kiew, aber auch Mauthausen, Wien, Warschau, Polen, Russland, Österreich, Ukraine und Deutschland.
Diese Aufzählung lässt auf die Themen schließen: Na klar, es geht um Flucht, um Krieg; und diese Themen beschäftigen uns auch heute prägnant und nachhaltig. Hinzu kommt bei Vielleicht Esther Massenmord und Diskriminierung. Ganz überraschend aber auch die ungewöhnliche Berufung, die fest in der Familie verankert scheint, Kindern mit Beeinträchtigungen ein Zuhause zu bieten.
Nominierung
Man muss nicht lange nach den Gründen fahnden, die dieses Hörbuch auf die Shortliste des Deutschen Hörbuchpreises 2023 brachten. Es ist eine alte Geschichte, eine alte Familiengeschichte, die von der Zeit wiederholt, modernisiert wird und wie gerne hätten wir es als Vergangenheit gesehen. Es ist eine fast episodenhafte Geschichte, die eine Weite und Tiefe von Gefühlen erreicht, und dazu von einer wunderbaren Meike Rötzer vorgetragen wird, die Emotionen für sich selbst sprechen lässt.
Katja Petrowskaja: Vielleicht Esther
Gesprochen von Maike Rötzer
Der Audio Verlag 2023