Wir treiben langsam auf einen Abgrund zu. Irgendwann dreht sich das Hamsterad schneller. Kommt der Punkt, wo dessen Bremsen versagen
Während in der Sahara zwei Geheimagenten den Spuren eines groß angelegten Kokainschmuggels folgen, der keinesfalls zufällig mit einer Schleusung von Afrikanern in Richtung Europa zusammenfällt, scheint in den USA noch alles zu laufen und Präsidentin Green muss sich nur gegen die Attacken ihres republikanischen politischen Widersachers zur Wehr setzen. Währenddessen putscht eine Gruppe Militärs in Nordkorea und der junge chinesische Chef des Auslandsgeheimdienstes versucht alles, die Kriegstreiberei der chinesischen Generalität abzwehren, die brisant wird, als zwischen beiden Koreas der Krieg ausbricht. Die südkoreanische Präsidentin scheint entschlossen, den 38. Breitengrad zu einem Relikt der Geschichte zu machen und Präsidentin Green scheint ohnmächtig zu sein; in Korea sterben auch stationierte Amerikanerinnen und Amerikaner.Während dessen folgen die Leser auch Kiah, die mit ihrem zweijährigen Sohn in dem Bus sitzt, der plötzlich hatt macht mitten in der Wüste... Zum Glück ist da noch Abdul, der keine Verbindung mit seiner Führungsoffizierin der CIA im Tschad mehr hat, welche sich gerade mit ihrem französischen Pedanten einlässt.Während Russland und Europa im Roman und den Köpfen der Leserinnen und Leser bzw. der Hörerinnen und Hörer irgendwie an Bedeutung verlieren und in Vergessenheit geraten, steigen in Fernost die ersten Raketen in die Luft...Über weite Strecken bleibt das Inszenario beherrschbar, siebenundzwanzig Stunden Hörzeit entsprechen 877 Seiten. Im letzten Viertel steigt die Spannung ins unerträgliche und es kommt der Punkt, an dem "alle diplomatischen Mittel ausgereizt sind". Ein glückliches afrikanisches Paar und eine Hochzeit einer Amerikanerin und einem Franzosen, ist das das Ende der Welt?Ken Follett zeigt uns, wie etwas funktionieren könnte, was man Spannungsperiode nennt. Die tritt zum Beispiel ein, wenn Schurken meinen, sie könnten siegen und die scheinbar oder eigentlich vernünftigen Staatenlenker letztlich ihren Doktrinen verhaftet sind. Kein Wirtschaftskrieg, keine Taiwan-Auseinandersetzung, keine Wirtschaftssanktionen, aber den Überfall auf die Ukraine unternahm Russland auch erst ein Jahr nach dem Erscheinen des gewohnt langsam beginnenden und dann vor Spannung schier berstenden Roman des Altmeisters, hervorragend gelesen von Tessa Mittelstaedt.Wo führt das hin? Das könnte die Frage sein, die sich die meisten Rezipienten ständig und vor allem immer häufiger fragen.