Ich habe schon zwei Bücher von Julia Hanel gelesen, und war beide Mal extrem begeistert von ihrem Schreibstil, aber auch von der Kreativität der Plotlines und der Entwicklung der Liebesgeschichten, die nicht schablonenhaft waren.
Als ich erfuhr, dass sie auch hinter dem Pseudonym Lilly Lucas steckt, wollte ich auch diese gern lesen. New Chances ist zwar bereits den 5. Band einer Serie, das tut dem Verständnis allerdings überhaupt keinen Abbruch. Man weiß dann zwar auch, welche Liebespaare sich in den vorherigen Bänden ergeben haben - aber seien wir mal ehrlich, das weiß man auch so nachdem man auch nur den Klappentext des jeweiligen Buches gelesen hat.
Hier geht es also um die Deutsche Leonie, die ein Praktikum in einer amerikanischen Brauerei machen wollte. Als ihr großer Traum ganz plötzlich verpufft, bietet ein Job als Nanny ihr immerhin die Möglichkeit, noch eine Weile legal im Land zu bleiben und eventuell irgendwo anders eine neue Stelle zu ergattern. Also nimmt sie dieses Angebot an - auch wenn sie nicht weiß, wie sie damit klar kommen soll Tür an Tür mit dem attraktiven Sam zu wohnen.
Der Plot an sich ist typisch für Kleinstadt-New Adult-Novels heutzutage würde ich sagen, da geht Lucas keine Experimente ein sondern greift auf ihre etablierte Kleinstadt zurück. Allerdings macht sich in der Entwicklung der Liebesgeschichte wirklich Hanels / Lucas Talent bemerkbar, denn diese ist für mich absolut authentisch beschrieben worden. Zudem verzichtet Lilly Lucas auf nervige innere Monologe, die wieder und wieder die innere Zerrissenheit der Protagonisten durchkauen. Das ist nämlich einer der Punkte, der mich in der Vergangenheit an New Adult Büchern regelmäßig genervt hat. Sie verzichtet sogar komplett auf das in diesem Genre so beliebten Stilmittel der zwei Perspektiven und beschränkt sich komplett auf Leonies Blickwinkel. Der ist völlig ausreichend.
Ich habe New Chances als Hörbuch gehört. Dabei fiel mir bald auf, dass die Sprecherin nicht nur in entsprechenden Dialogen, in denen es vielleicht gut gepasst hätte, sondern durchgängig eine sehr langsame Sprechweise hatte, und vor allem unnötige Pausen mitten in den Sätzen einlegte. Klar soll man eine gute Intonation haben und Pausen erzielen auch einen dramatischen Effekt. Aber wenn man das nach jedem 3. Wort tut (nein, ich übertreibe nicht), dann nutzt es sich ab. Vor allem aber wirkt dadurch alles von Leonie als Ich-Erzählerin entweder schüchtern-zögerlich oder lasziv, die stimmliche Entsprechung des Schlafzimmer-Blicks quasi. So habe ich bei diesem Hörbuch das erste Mal von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die Vorlese-Geschwindigkeit zu erhöhen.