Wer sich manchmal vielleicht rückblickend fragt, für was die Coronapandemie und die damit verbundenen Lockdowns gut gewesen sein sollen dem empfehle ich dieses Hörbuch. Corona hat uns alle ziemlich gefordert und Martin Haak praktisch dazu herausgefordert, das "Beschäftigungs-Vakuum" dann sinnvoll auszufüllen. Ergebnis dieser ganzen Entwicklungen ist Haaks Hörbuchdebüt "Honeymaw - Legenden aus der Zeit vor der Zeit", welches meiner Meinung nach seinesgleichen sucht.
Schon lange habe ich persönlich kein solches Debüt mehr gelesen pardon gehört, dass mich so in eine neue Fantasywelt hat ein- und tief abtauchen lassen.
Ich möchte dem Autor nicht zu nahe treten bzw. gleich zu Beginn einer neuen Reihe zu viel Druck aufbauen, aber ich kann mich zuletzt an Paolinis Drachenreiterepos "Eragon" und Patrick Rothfuss' "Königsmörderchronik" erinnern, die mich dann ebenso nachhaltig geprägt und exzellent unterhalten haben, wie die "Legenden aus der Zeit vor der Zeit"-Reihe hier.
Meiner ganz persönlichen Meinung nach entsteht hier Großes von einem mir bis dato noch unbekannten Autor.
Das Hörbuch selbst kommt vom Titel wie auch vom Cover auf den ersten Blick wenig spektakulär daher und setzt hier eher auf Understatement. Der Inhalt offenbart dann aber genau das Gegenteil.
Dreh- und Angelpunkt dieses Bandes ist die junge Bärin "Honigmäulchen" (Honeymaw), die kurz vor ihrem 18. Geburtstag steht, mit dem sich dann für die Bärin einiges ändern wird. Von der Suche nach ihrer Bestimmung und einer abenteuerlichen Reise dieser jungen Bärin ist die Rede.
Dieser Band dient aus meiner Sicht zum Ankommen in diese für die Leser noch neue Umgebung und Haak gibt sich alle Mühe, die unterschiedlichen Charakteren dann sehr ausführlich einzuführen und zu beschreiben. Für mich wirkten die Handelnden dann schnell sehr plastisch und vor allem gut nachvollziehbar. Die Welt als solches ähnelt sehr unserer Umgebung, obwohl hier Tiere die Hauptrolle spielen.
Unterschiedliche Perspektiven in der Erzählung lassen das sehr akkurate Worldbuilding insgesamt noch reeller und authentischer wirken. Durch die verschiedenen Blickwechsel kam für mich auch nie richtig Langeweile auf.
Bei mir ratterte der in die Jahre gekommene Filmprojektor in meinem Kopf dann ziemlich schnell los und die Bilder liefen über die imaginäre Leinwand bis zum Schluss hin ohne nennenswerte Pause durch.
Zum Teil wirkt die Geschichte auf mich wie eine Parabel auf unser eigenes Leben und die ganzen gesellschaftlichen Herausforderungen, mit denen wir aktuell und auch zukünftig konfrontiert sind. Die Erzählung birgt bereits in ihren Anfängen so viele tolle Facetten, die dann zum Gesamtkunstwerk zusammengefügt werden. Haaks Stärke ist es, mit der Geschichte die richtigen Bilder im Kopf zu erzeugen.
Ergänzend dazu verweise ich gerne auf die dazugehörige Homepage, auf der Martin Haak dann durch und durch beweist, dass in ihm ein richtiges Künstlertalent schlummert. Die darauf präsentierten Illustrationen zur "Legenden aus der Zeit vor der Zeit"-Reihe können sich durchweg sehen lassen und offenbaren ein kleines Stückchen der Story in Form von Bildern.
https://www.legendenzeit.com
Rein aufgrund des schlichten Covers wusste ich persönlich nicht so recht, auf welches Abenteuer ich mich hier einlassen werde und war erst etwas skeptisch. Der kurze Teasertext offenbart dann nur ein kleinen Einblick, was auf einen dann wartet.
Das Hörbuch selbst, gelesen von Jo van Nelsen, lies mich dann wirklich eindrucksvoll, wehmütig und vor allem freudig auf die nächsten Bände, die hoffentlich bald kommen werden, zurück.
Vielleicht erschafft Martin Haak mit diesem Coup, den er hier eindeutig landet, aktuell seine ganz eigene Legende, auf die er dann in einiger Zeit auch sehr stolz zurückblicken wird.