Der Therapeut ist ein hochspannend erzählter, temporeicher Thriller. Protagonist ist John Burgess, Psychotherapeut, geschieden, Vater einer fünfzehnjährigen Tochter namens Elisabeth.
Elisabeth, liebevoll Poppy genannt, ist gerade auf dem Weg nach London, um ihren Vater dort nach der Trennung der Eltern zu besuchen.
Erzählt wird die Geschichte aus der jeweiligen Perspektive der beiden und zusätzlich aus dem Blickwinkel der jungen Volontärin Unity. Unity Willmore ist neu beim Morning Star der Yellow Press und möchte auf jeden Fall einen guten Eindruck hinterlassen, um später als Journalistin arbeiten zu können. Frauen sind in dem Job nicht oft vertreten und so bangt sie ständig darum, dass ihr Vorgesetzter, der Chefredakteur Grimson, sie eines Tages vor die Tür setzt.
Als sie für einen Artikel über den berüchtigten Autor Christopher Maddock Informationen zusammentragen soll, ist sie Feuer und Flamme. - Zu dumm, dass dieser ausgerechnet am nächsten Tag tot aufgefunden wird. Um einen tollen Artikel abzuliefern, scheut Unity nicht davor zurück, John Burgess in den Fokus zu nehmen. Christopher Maddock war bei ihm in Behandlung. Hätte dieser den Suizid vorhersehen und abwenden können?
Bald hat John nicht nur die Presse und die Öffentlichkeit gegen sich, auch die Polizei rückt ihm auf die Pelle. In einem Abschiedsbrief hat Maddock sich von ihm nicht gut behandelt gefühlt. Dafür bekommt John unerwartet Post von Maddock nach dessen Ableben: sein Traumtagebuch. Von Traumdeutung hält John allerdings gar nichts. - Ganz im Gegensatz zu seiner Tochter Poppy.
Die Geschichte ist lebendig erzählt. Die Charaktere sind bildhaft beschrieben und schon nach kürzester Zeit fühle ich mich gemeinsam mit Poppy in London wie zu Hause. Ich mag es mit ihr durch Camden zu schlendern und wir teilen die Leidenschaft zu den Geschichten um Harry Potter. Poppy ist klug und aufgeweckt und sie lässt sich ein X nicht für ein U vormachen. Ihre Meinung kann sie auch gegenüber älteren Erwachsenen vertreten und tut dies auch.
John ist in seiner Meinung schon recht festgelegt und eingefahren. Als Poppy ihn mit Tatsachen überzeugt, lässt er sich dennoch auch auf unbekanntes Terrain ein. - Es bleibt ihm auch nicht viel anderes übrig, wenn er sein Ansehen und seine berufliche Karriere retten will.
Immer wieder gibt es für die drei Charaktere Konflikte zu lösen. Nicht immer ist es leicht sich von Gewohntem zu trennen oder einen einmal eingeschlagenen Weg zu verlassen. Die Wendungen in der Geschichte sind immer logisch und manches Mal überraschend. Das gefällt mir. Auch die weiteren Charaktere in der Geschichte kann ich mir gut vorstellen. Allen voran Sir Edmund Hathaway und seine Mutter. Sir Edmund wirkt etwas antiquiert und genauso mottet er sich ein. Der Jurist ist schon lange nicht mehr in seinem Beruf tätig. Sein einziges Ausflugsziel war bisher die Praxis von John Burgess. Das ist schon eine Katastrophe, als er erfährt, dass er diesen in seiner Praxis demnächst nicht mehr aufsuchen können wird.
Der Therapeut ist nicht nur spannend sondern auch sehr unterhaltsam erzählt. Zum Ende hin ist es dermaßen spannend, dass ich durchziehen musste. Auf eine späte Stunde konnte ich da keine Rücksicht nehmen. Ich empfehle daher, die letzten 20-30 Tracks nicht allzu spät am Tag zu beginnen.
Die Stimme von Omid-Paul Eftekhari ist angenehm und passt perfekt zu diesem Thriller. Er erzählt mit Spannung und dem nötigen Drive. Die Betonung ist wunderbar auf das Geschehen und die Charaktere abgestimmt, so dass es nicht zu Verwechslungen kommen kann. Ich würde jederzeit wieder zu einem Hörbuch greifen, dass von Omid-Paul Eftekhari gesprochen wurde. Der Therapeut ist bereits das zweite Hörbuch, das ich mit ihm als Sprecher hörte.
Fazit
Der Therapeut ist ein spannend und unterhaltsam erzählter Thriller, der mit unerwarteten Wendungen und bildhaften Charakteren aufwartet. Ein tolles Lese- bzw. Hörerlebnis. Die Geschichte hat mich regelrecht mitgerissen. Ich lese gern wieder ein Buch von Matthias Ernst.