Hamburg 1886: Lily Karsten, Tochter eines Reeders, soll zur Schiffstaufe eine Rede halten. Da sie mit dem Ankleiden und Frisieren trödelt, fährt ihr Bruder ohne sie zum Hafen. Auf die Schnelle bekommt sie keine andere Kutsche. Sie schnappt sich das Fahrrad ihres Bruders und fährt mit diesem zum Termin. Eigentlich wollte sie es kurz vor dem Ziel abstellen, doch als sie um die Ecke biegt, hat sie plötzlich die Menschenmenge vor sich. Sie ist bereits zu spät und alle Augen sind auf sie gerichtet. Einige blicken interessiert, doch viele schütteln nur den Kopf. Schließlich schickt es sich für eine Dame aus feinem Hause nicht, Fahrrad zu fahren.
Als nach der Taufe ein Sturm aufzieht, weht Lilys Hut ins Hafenbecken. Ein Hafenarbeiter, der ihr helfen will, gerät zwischen Schiff und Kaimauer und wird schwer verletzt. Nur dem Hafenarbeiter Johannes Bolten ist es zu verdanken, dass er überhaupt wieder lebend aus dem Becken kommt. Doch das Leid des Familienvaters scheint niemanden zu stören. Lilys Vater ordnet zwar an, dass die Arztkosten bezahlt werden, doch wie der verletzte Mann in Zukunft seine Familie ernähren soll, ist auch ihm egal. Nur Lily fühlt sich schuldig und will helfen.
Mit der Hilfe von Johannes Bolten, nimmt Lily Kontakt zur Familie des Verletzten auf. Durch ihren Umgang mit Jo lernt Lily, was es bedeutet im Gängeviertel zu wohnen. Obwohl Lily bereits einem Mann namens Henry versprochen ist, fühlt sie sich immer mehr zu Jo hingezogen. Mit ihm kann sie über alles reden und muss sich nicht an irgendwelche Regeln halten.
Miriam Georg entführt uns in eine längs vergangene Zeit der Hamburger Geschichte. Doch beim Hören hat man schnell das Gefühl dabei zu sein. Ihre Beschreibungen wirken sehr realistisch und die Geschichte hat mich von Anfang an gefesselt. Neben der aufkeimenden Liebe zwischen Lily und Jo werden auch viele Probleme der damaligen Zeit angesprochen. Sei es die Armut und die damit verbundenen Krankheiten im Gängeviertel oder die Diskussionen über Frauenrechte und der Ruf nach mehr Sicherheit für die Arbeiter. Sehr gut wird der starke Gegensatz zwischen den Armen und den Menschen aus der Oberschicht dargestellt.
Gesprochen wird das Hörbuch von Tanja Fornaro. Ich kenne ihre Stimme bereits von den Hörbüchern der "Das Tor zur Welt"-Reihe. Sie bringt die historische Geschichte gut herüber. Das Hörbuch hat mich sehr gut unterhalten und ich vergebe 5 von 5 Sterne.