Schon seit vielen hunderten von Jahren lebt das kleine Gespenst auf Burg Eulenstein. In der Geisterstunde, zwischen Mitternacht und ein Uhr, sieht es in der Burg nach dem Rechten, erzählt den Porträts der einstigen Burgherren von alten Zeiten und plaudert mit seinem guten, vornehmen Freund, dem Uhu Schuhu. Eigentlich liebt das kleine Gespenst sein Leben so wie es ist, aber einen Wunsch hat es doch: Es möchte einmal die Welt bei Tageslicht sehen. Doch alle Versuche, jenseits der Geisterstunde wach zu bleiben, misslingen, Punkt ein Uhr fällt das kleine Gespenst in einen tiefen Schlaf.Doch dann passiert eines Tages das Wunder. Das kleine Gespenst wacht tatsächlich anstatt um Mitternacht zur Mittagsstunde auf. Aber das ist noch nicht alles. Als es in einen Sonnenstrahl gerät, wird es komplett schwarz. Auch die Erkundung des Städtchens Eulenberg, das am Fuße der Burg liegt, läuft nicht, wie erträumt. Die Bewohner haben Angst vor ihm und nennen es nur den "Schwarzen Unbekannten". Schnell sehnt sich das kleine Gespenst nach seinem alten Leben zurück. Aber dafür braucht es Hilfe. Hilfe von neuen Freunden und von dem weisen Uhu Schuhu.Als Kind hatte ich ein paar Bücher von Otfried Preußler in meinem Bücherregal. "Der kleine Wassermann", "Die kleine Hexe", die drei Bände über den "Räuber Hotzenplotz" und "Hörbe mit dem großen Hut". Aber an "Das kleine Gespenst" kann ich mich nicht wirklich erinnern, und so wurde es höchste Zeit, diese Lücke zu schließen. Ich bin mir sicher, dass das Buch ein großer Spaß für kleine Leser ist, aber für mich hat es nicht zu denen gehört, die auch für Erwachsene noch wunderbar sind. Es hatte relevante Themen, die ich in einem Kinderbuch erwarte, wie Freundschaft, das Erfüllen von Träumen, sein wahres Selbst erkennen etc., aber ich in der Umsetzung kam es mir schwächer vor, als Preußlers andere bekannte Werke, hat ein wenig an Originalität und Pfiff fehlen lassen. Außerdem kam es mir auch weniger zeitlos vor, als Werke zeitgenössischer Autoren von Preußler.Was für mich das Hörerlebnis dann aber doch noch zu einem solchen gemacht hat, war der Sprecher. Gelesen wird die neue Hörbuchversion nämlich von Jens Wawrczeck. Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen. Die Stimmen, die er den verschiedenen Figuren gibt, Tempo, Betonung... Es stimmt einfach alles. Und hier können sich dann auch wirklich Groß und Klein amüsieren.Natürlich kann ich jetzt nicht mehr beurteilen, wie sich mir "Das kleine Gespenst" eingeprägt hätte, wenn ich es mit sechs Jahren gelesen hätte. Aber mein Gefühl sagt mir, dass es nicht den gleichen Eindruck hinterlassen hätte, wie "Räuber Hotzenplotz" oder "Der kleine Wassermann". Trotzdem ein Klassiker, den jedes Kind kennen sollte.