"Vor den Augen des scheinbar von einer Reise herkommenden Mannes war auf einem Emailleschild zu lesen: C. Tobler, technisches Bureau. Er wartete noch einen Moment, wie um über irgend etwas gewiß sehr Belangloses nachzudenken, dann drückte er auf den Knopf der elektrischen Klingel, worauf eine Person kam, allem Anschein nach eine Magd, um ihn eintreten zu lassen."
Ein halbes Jahr lang ist Joseph Marti im Hause Tobler als Kommis angestellt. Während dieser Zeit erlebt er dessen Niedergang mit und wie sich einhergehend die Beziehungen der Bewohner zueinander langsam verändern. "Der Gehülfe" ist eine literarische Familienaufstellung, ein feinsinniges Psychogramm und ein großartiges Sittenbild der Schweiz im beginnenden 20. Jahrhundert. Kein Wunder, da, wie Walser selbst schreibt, sein "Wirklichkeitsroman [ ] ja eigentlich kein Roman ist, sondern nur ein Auszug aus dem schweizerischen täglichen Leben".
Martin Hofer und Heinz Müller bringen in ihrer szenischen Lesung die Widersprüchlichkeiten der Charaktere ebenso exzellent zum Ausdruck wie den feinen Humor in Walsers Roman, den hintergründigen Sprachwitz und die scheinbare Heiterkeit in der Tragik der Handlung. Und als gebürtige Schweizer sprechen sie die Sprache Robert Walsers, und ebenso wie in Walsers Wortschatz und Grammatik klingt sie auch im Hörbuch an: von leicht schweizerischem Tonfall bis hin zum perfekten Schwyzertütsch, wo es die Situation erfordert.