Grace lebt zurückgezogen in einem kleinen Dorf an der irischen Küste. Sie verbringt ihre Tage mit Schwimmen, Quilten und ihrem Hund - sie hat jedoch eine ruppige Art unf wird deshalb von Anderen argwöhnisch betrachtet. Um Geld zu verdienen, vermietet sie ein Cottage an Touristen - so lernt sie Evan kennen, dessen Ehe vor dem Aus steht und der eine Auszeit sucht. Der Lockdown verlängert dann unfreiwillig seinen Aufenthalt, und fast schon zwangsweise muss nicht nur er sich seinen Problemen stellen, sondern auch Grace sich mit den anderen Dorfbewohnern auseinandersetzen.Es ist ein leiser und berührender Roman über Verlust und Trauer, Liebe und Freundschaft, aber auch über Hoffnung und die Möglichkeiten, die eine Gemeinschaft bieten kann. Mich hat der Roman auf mehreren Ebenen begeistert - zum einen ist es die Atmosphäre in dem kleinen irischen Küstendorf, die die Autorin wunderbar eingefangen hat. Die raue Küste, das tosende Meer, aber auch die eigenwilligen Charaktere machen alles sehr greif- und nahbar. Grace ist ein Mensch, den man erst kennenlernen muss, um ihn zu mögen - sie ist oft harsch, anderen gegenüber auch verletzend, eigenbrötlerisch und undurchschaubar. Warum sie so ist, erklärt sich im Weiteren, entschuldigt es aber natürlich nur bedingt. Man lernt sie aber auch von einer liebevollen Seite kennen, und diese mochte ich sehr gerne - diese Blicke in ihr Herz, das sie gut und gerne vor anderen versteckt, haben mich lächeln lassen und mir Freude gebracht. Evan ist ganz anders als sie - völlig verzagt und ohne Hoffnung kommt er in dem Cottage an, sieht keine Lösung für sich und seine Probleme, und auch alles Sinnieren und Grübeln bringt ihn nicht weiter. Da braucht es dann Anstöße von außen - zum einen die Pandemie, die ihn zwingt, sich mit der Situation zu arrangieren, zum anderen sein gehörloser Sohn Luca, der unverhofft zu ihm stößt und von dem er - so jung er ist - einiges lernt.Zum anderen hat mich dann die Entwicklung der Geschichte begeistert - die Autorin hat die Beziehungen der verschiedenen Figuren zueinander toll ausgearbeitet - alle entwickeln sich irgendwie weiter, bei keinem herrscht Stillstand; und im Gegensatz dazu scheint aber die Welt durch die Pandemie stillzustehen. Ich mochte diesen Gegensatz sehr, und obwohl er doch sehr groß ist, fand ich alles wirklich glaubhaft und nachvollziehbar. Am Ende lösen sich zwar nicht alle Probleme im Nichts auf, trotzdem gibt es Hoffnungsschimmer, so dass ich nach Beenden ein gutes Gefühl hatte, gerade auch weil ich mich den Charakteren verbunden fühlte.Der Schreibstil ist toll - sehr gefühlvoll ohne dabei aber kitschig oder blumig zu sein. Die Autorin schafft es mit wenigen Worten, die Figuren zu gestalten, ihnen eine eigene Stimme zu geben, so dass man sich gut in sie hineinversetzen kann - egal, ob es die etwas widerspenstige Grace, der sensible gehörlose Luca oder der verzweifelte Evan ist. Farbgewaltige Beschreibungen von Land und Leuten haben bei mir viele Bilder erzeugt, so dass ich mich inmitten des Geschehens gefühlt habe - und am liebsten sofort nach Irland reisen würde.Brigitte Carlsen hat das Hörbuch toll gelesen - sie hat eine dunkle Stimme, die sich für mich sehr vertraut und emotional angefühlt hat und die die Atmosphäre wunderbar einfangen konnte. Ein toller Plot mit wunderbarer Atmosphäre, großartig gelesen von Brigitte Carlsen - von mir daher auf jeden Fall eine Empfehlung.