Schon lange wollte ich unbedingt etwas von Stephen Fry lesen. Was könnte da passender sein als die Geschichte von Troja? Die Welt der Sagen und Mythen finde ich extrem spannend und habe mir von diesem Buch Troja Von Göttern und Menschen, Liebe und Hass daher einiges versprochen.
Doch direkt zu Beginn des Buches weist uns der Autor darauf hin, dass er uns mit unzähligen Namen erschlagen wird. Er verspricht uns aber auch, dass wir uns die wirklich wichtigen merken werden. Und genau das ist, was mich an der Version über Troja von Stephen Frey oft gestört hat. Viele Personen treten nur für ein paar Sätze auf, um dann wieder zu verschwinden. Viel zu viele Personen und Ereignisse sind mit in den Fokus der Erzählung genommen worden. Für den Genuss der Geschichte wäre es viel angenehmer gewesen, wenn der Autor tiefer in die einzelnen Szenen eingetaucht wäre, den Fokus enger gelegt und dann detailreicher gewesen wäre.
Oft bin ich dann am besten mitgekommen, wenn ich die Ereignisse bereits kannte, weil ich schon unterschiedliche Geschichten über die Götter und Troja gelesen habe. Dann konnte ich mich in der Erzählung einrichten und mir die Darstellung der Ereignisse von Stephen Fry erzählen lassen. Dabei ist mir dann aufgefallen, dass er oft einen anderen Blickwinkel gewählt hat als den, der mir bislang begegnet ist. Das war dann meistens sehr interessant.
Sehr gut gefallen hat mir der Blickwinkel des auktorialen Erzählers. Dieser konnte uns über die Figuren oft noch ein wenig mehr erzählen, als für die Handlung notwendig war. Er konnte vorgreifen oder uns noch einmal an bereits vergangene Ereignisse erinnern. Das mag ich. Es wirkt so persönlich, als würde ich dem Autor gegenübersitzen und er erzählt mir gerade persönlich diese Geschichte.
Der Sprach- bzw. Schreibstil von Stephen Fry ist toll. Er erzählt blumig und wortgewaltig, wie ich es von ihm erwartet habe. Ein Autor, der mit der Sprache umzugehen und zu spielen weiß. Daher werde ich bestimmt noch weitere Bücher von ihm ausprobieren.
Das Hörbuch wird gelesen von Bernd Reheuser. Als auktorialer Erzähler ist er perfekt besetzt. Er hat einfach die richtige Stimme, um mir das Gefühl zu vermitteln, dass er mir eine weit zurückliegende Geschichte erzählt. Die Stimme ist angenehm tief und es wirkt, als würde mir ein richtiger Experte für alte griechische Sagen gegenüber sitzen. Gleichzeitig passt er einfach von Stimme und Ausstrahlung sehr gut zu einer Erzählung, die durch Wortgewandtheit auffällt.
Fazit: Insgesamt wäre weniger mehr gewesen. Weniger Personen, mehr Szenentiefe. Vieles wird dann jedoch durch den auktorialen Erzähler und die tolle Erzählweise ausgeglichen.