Ein ruhiger, fast schon sensibler Roman aus der Feder des Horror-Königs
Meine Inhaltsangabe:
Die 9jährige Trish ist mit Mutter und Bruder mal wieder auf einem Wochenendausflug, diesmal wandern in Neuenglands Wäldern. Sie ist genervt von den ewigen Streitereien zwischen den beiden, die aufgrund der Scheidung der Eltern nahezu jeden Tag begleiten und fühlt sich ein Stückweit ausgeschlossen. Sie beschließt, den Wanderweg zu verlassen, um zu pinkeln. Pete und ihre Mutter bekommen Streit vertieft nichts mit und plötzlich hat Trish die Orientierung verloren. Ausgerüstet mit einem Rucksack mit ein wenig Essen und Trinken, einem Walkman und einem Regenponcho versucht sie, den Weg wiederzufinden, gelangt dabei aber immer tiefer in den Wald. Einerseits droht ihre Angst sie zu überwältigen, andererseits erinnert sie sich an den einen oder anderen Trick fürs Überleben in der Wildnis, den sie irgendwo aufgeschnappt hat. Und dann ist da noch Tom Gordon, ihr Lieblings-Baseball-Spieler der Boston Red Sox, zu dem sie sich in Gedankenspielen flüchtet und der ihr Kraft zu geben scheint. Dank ihres Walkmans kann sie die ein oder andere Radioübertragung mit anhören. Je mehr Tage vergehen und je schwächer, kränker und verzweifelter Trish wird, desto sicherer ist sie, dass ihr ein Ding auflauert, das sie töten will. Reichen ihre Kraftreserven, um dagegen anzukämpfen? Und um den Weg in die Zivilisation zurück zu finden?
Mein Eindruck:
Wer sich einen Horrortrip mit viel Blut, Gewalt und Action wünscht, dem rate ich von diesem King ab. Denn das Mädchen ist ungewöhnlich ruhig, nachdenklich, sensibel und besticht eher mit Gefühlen und Ängsten, als mit Horror und Gewalt. Der Leser begleitet die kleine Trish auf ihrem ganz persönlichen Unglückstrip im Wald, begleitet nur von Stechmücken, aggressiven Wespen, bedrohlichen Schatten, Hunger, Durst und Verzweiflung. Bei allem Mut, den Trish dabei an den Tag legt, wird dennoch immer wieder deutlich, dass sie nur ein kleines Mädchen ist, das Angst hat, nachts allein im Wald zu sein und sich nichts sehnlichster wünscht, als eine intakte, liebende Familie. Und mal im Ernst: wer kennt das nicht, das Gefühl der Angst, wenn man allein im Dunkeln ist. King versteht es meisterlich, gerade mit diesen Ängsten und Gefühlen zu spielen und dadurch eine permanent bedrohliche oder doch zumindest sehr angespannte Atmosphäre entstehen zu lassen. Zwischendurch blitzt immer wieder der typische King-Humor durch. Und ja, irgendwie ist die Story auch eine Ode an den Baseball-Sport. Ist dieser bzw. der Baseballspieler Tom Gordon doch das, was Trish immer wieder Kraft und Mut und Durchhaltevermögen gibt.
Gesprochen von einem männlichen und weiblichen Part und hin und wieder unterlegt mit Geräuschen oder Musik. Warum es zwei Sprecher sind, hat sich mir nicht erschlossen, aber da denke ich jetzt einfach nicht weiter drüber nach. Denn beide haben einen guten Job gemacht. Ich habe sehr mit Trish mitgelitten und -gehofft und konnte so vieles von dem, was sie durchmachte, total nachvollziehen. Großartige 5/5 Sterne dafür.