Wird ein Buch damit beworben, dass es für Fans spekulativer Thriller à la Harlander oder Elsberg geeignet sei, weckt das Erwartungen, die es zu halten gilt. Gelingt das Tibor Rodes Der Wald?
Die Prämisse klingt spannend: Natur und Technik verbünden sich gegen die Menschheit, indem unzählige Menschen von einem unbekannten Absender bekommen, Inhalt: Saatgut. Die Warnungen offizieller Stellen, die Samen nicht einzupflanzen, verhallen selbstverständlich ungehört und binnen kürzester Zeit verbreitet eine unbekannte invasive Pflanze Angst und Schrecken (in Form von Krankheiten) auf dem gesamten Erdball. Als eine Frau vor seinen Augen erschossen wird, gerät der Botaniker und Neurobiologe Marcus Holland ins Fahrwasser von Geheimdiensten und begibt sich auf die weltumspannende Suche nach dem Absender der Saatgutpäckchen
Das Bauprinzip dieses Ökothrillers ist das gleiche wie auch sonst bei diesem Genre: Die Menschheit ist bedroht, ein oder mehrere Forscher bzw. Journalisten hetzen um die Welt auf der Suche nach der Lösung des Problems. Dieses Mal ist diese Hatz in der Welt der Pflanzen und selbstlernenden Algorithmen angesiedelt, was in der Tat eine interessante Mischung aus Natur und Technik ergibt die sich in gewisser Weise auch in den Forschungsgebieten der Protagonisten (Archäo(biolo)gie, Neurobiologie) wiederfindet. Man fragt sich, wie viel von der Geschichte real ist bzw. sein könnte und wie viel Phantasie. Die Antwort auf diese Frage bekommt man in einem Punkt m. E. nach ca. der Hälfte des Hörbuches, denn was bis dahin ein gut gelungener Start war, driftet dann doch ziemlich ab und begann sich dadurch für mich sogar zu ziehen, weil ich streckenweise dachte: Ja nee, is klar . Geheimünde, Goethe, da hat Rode mir zu pastös aufgetragen für den Umstand, dass ich gleichzeitig nicht mit den Figuren warm wurde, weil Rode deren Zeichnung nicht recht hinbekommen hat (bis auf Holland). Es wollte für mich einfach nicht recht passen und daran konnte leider auch Tim Gössler mit seinem Vortrag des Hörbuchs nichts ändern. Solider Thriller, der an der einen oder anderen Stelle etwas unausgewogen ist und bei dem jeder selbst entscheiden sollte, ob die Lektüre bzw. das Hören lohnt.