Gregg Hurwitz Orphan X, Dark Horse der Außenseiter
Der "Nowhere Man" Evan Smoak sollte eigentlich seinen Ruhestand genießen doch die Entführung einer jungen Frau macht es ihm unmöglich nicht zu handeln. Seine Regel: Lass niemals eine:n Unschuldige:n sterben. Das ihr Vater eine kriminelle Größe in der Unterwelt ist spielt nur zum Teil eine Rolle.
Es wird schwieriger als gedacht, denn nun muss sich Evan mit einem Drogenkartell anlegen, sich undercover einschleusen und die Renovierung seines Appartements muss ebenfalls abgeschlossen werden. Auch seine Verbindung zu Mia und ihrem Sohn Peter steht auf wackeligen Beinen und sein Schützling Josefine tritt mit einer unlösbaren Bitte an ihn heran.
Was ist nur aus seiner alten Regel "Ein Fall nach dem anderen" geworden? Evan jongliert mit vielen Bällen, doch schafft er es, keinen davon fallen zu lassen?
Nachdem der Vorgänger "Der verlorene Sohn" mit einem Cliffhanger endete und Evans Appartement zerstört wurde, war ich natürlich gespannt wie es weitergeht. Die Story spielt einige Monate nach den Ereignissen aus Buch 6. Dennoch könnte das Buch auch eigenständig gelesen werden ohne Vorkenntnisse der Reihe. Ich persönlich empfehle trotzdem die Vorgänger zu kennen um sich ein Bild von Evans Entwicklung zu machen.
Wir erfahren, wie Evan überleben konnte und welche Folgen der Anschlag auf sein Leben hat. Außerdem geht es auch direkt turbulent mit den nächsten Fall weiter, sehr zum Missfallen der Präsidentin, die natürlich Wind davon bekommt.
Der Erzählstil ist erneut fesselnd, lebendig und leicht zu lesen. Die Story hält viele Überraschungen bereit, nicht nur was den neuen Entführungsfall angeht sondern auch Evans Privatleben wird ordentlich durcheinander gebracht. Es gab einige Schreckmomente, aber die Story bot wieder eine durchgängige Spannung auf hohem Niveau, ein zügiges Tempo, einige Geheimnisse und einen Evan in Top Form.
Die verschiedenen Charaktere sind lebendig und facettenreich beschrieben. Über all die Bücher hinweg kann ich eine gute Entwicklung bei Evan erkennen, ich hatte kürzlich nämlich das Hörbuch zu Band 1 noch mal angehört und bin aufs neue begeistert.
Wir treffen wieder jemanden aus dem Orphan Programm, außerdem geht es in einem der Nebenstränge auch um Mia und Peter, die langsam wieder in Evans Leben schleichen. Josefinde ist immer für eine Überraschung gut. Das Technikgenie kann wieder mit ihrem Humor und ihrer flapsigen Art punkten, die nicht nur Evan manchmal zur Verweiflung bringt, sondern sich auch mit der kriminellen Unterwelt angelgt und dabei trotzdem auch "nur" ein Mädchen sein möchte.
Natürlich kann Gregg Hurwitz erneut mit den Beschreibungen der Schauplätze, der düsteren Atmosphäre, das Einfangen der verschiedenen Stimmungen der Figuren und mit der Lebendigkeit der Geschichte punkten. Ich könnte mir wirklich sehr gut vorstellen, dass diese Bücher mal verfilmt werden. Das hohe Tempo, die schlagfertigen Dialoge und eine interessante Hauptfigur runden den Thriller ab.
Wer bereits Bücher aus der Reihe kennt, der wird die Story genauso verschlingen wie ich. Wer die Bücher noch nicht kennt, dem rate ich, endlich loszulegen, denn der hat bis jetzt eine wirklich sehr gute Thriller-Reihe verpasst. Die Story ist kurzweilig, unterhaltsam und interessant. Ja, der Gewaltanteil ist hoch, allerdings gefällt mir über die Bücher hinweg Evans Entwicklung und sein Werdegang.
Nachtrag: Ich habe auch ca 1,5 Wochen später das ungekürtze Hörbuch, eingelesen von Stefan Lehnen gehört. Sehr zu empfehlen. Ich mochte den Sprecher, der den Thriller lebendig, temporeich und vor allem spannend erzählt und dabei Evan zum Leben erweckt. Wer also lieber auf ein Hörbuch zurückgreifen möchte, dem möchte ich dieses ans Herz legen. Sowohl Ebook als auch Hörbuch konnten mich beide begeistern. Das Hörbuch vielleicht sogar ein ganz klein bisschen mehr und die Story hat, egal in ob gelesen oder gesprochen, mehr als 5 Sterne verdient.
Das Cover passt sehr gut zu den üblichen Büchern der Reihe. Weiß, schwarz und orange.
Fazit: sehr spannender, fesselnder Thriller. 5 Sterne.