Die ATB ist die traditionsreichste Editionsreihe der germanistischen Mediävistik. Begründet 1881 von Hermann Paul, wurde sie von führenden Fachvertretern, Georg Baesecke, Hugo Kuhn, Burghart Wachinger, betreut. Seit 2001 liegt die Verantwortung in den Händen von Christian Kiening. Die mittlerweile etwa 120 Bände verknüpfen exemplarisch Handschriftennähe und Lesbarkeit, wissenschaftliche Arbeit am Text und Blick auf die akademische Lehre. Sie umfassen anerkannte, zum Teil kommentierte Ausgaben 'klassischer' Autoren der Zeit um 1200, aber auch veritable Werkausgaben (Notker der Deutsche) und anspruchsvolle Neueditionen (Eckenlied, Heinrich von dem Türlin).
Die Ausgabe der mittelhochdeutschen Dichtung bietet einen Handschriften-nahen Text, der jedoch durch eine Normalisierung der Schreibung leichter lesbar gemacht wurde. Die Grundlage bildet die St. Galler Handschrift 857 (Handschrift D), die als der zuverlässigste Textzeuge gilt. Die grundlegende kritische Parzival-Ausgabe von Karl Lachmann aus dem Jahr 1833 hatte sich zum Ziel gesetzt, den Parzival-Text so zu gestalten, wie der gebildete Leser ihn in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts vorfinden konnte. Die neue Ausgabe kommt diesem Ziel noch einen Schritt näher, indem sie sich ganz eng an die älteste vollständige Handschrift hält und Korrekturen nur an den Stellen vornimmt, an denen der handschriftliche Text fehlerhaft ist.