98 Zahlenkarten - ja und ... da wird man nicht viel damit machen können, oder? Das könnte man meinen. Das Entscheidende ist die Regel von Steffen Benndorf. Denn durch die Anweisung, die Karten einerseits auf zwei Stapeln von 1 an aufwärts und auf zwei Stapeln von 100 abwärts abzulegen, so dass nach Möglichkeit am Ende keine oder nur wenige Karten übrig bleiben, hat schon etwas Herausforderndes, zumal sich die Mitspielenden nicht absprechen dürfen. Gut - nicht konkret absprechen dürfen. Der Hinweis "lass` mal den Stapel hier offen" ist da schon mal erlaubt.
Doch auch das nützt nicht immer etwas, denn theoretisch wissen ja alle, was zu tun ist aber wenn die passende Karte einfach nicht da ist. Kann man die Zahlenkarten üblicherweise in die eine Richtung eben immer etwas höher oder auch umgekehrt etwas niedriger als die bisher oben liegende Karte legen, so wird das schwierig, wenn die Karten auf der Hand auch durch die nachgezogenen nicht passender werden. Mindestens zwei Karten müssen jedes Mal abgelegt werden, auch wenn das bisweilen Zahlensprünge von 40 oder sogar größeren Differenzen bedeuten kann. Das treibt die Anderen schnell mal fast in den Wahnsinn, wenn ihnen um eine Zahl eine gute Ablage versaut wurde.
Zum Glück gibt es die Option, auf den aufsteigenden Haufen eine genau zum Zehn geringere Karte oder auf den absteigenden Haufen eine genau zehn Punkte höhere Karte abzulegen und so für die Ablegenden etwas "Luft" zu schaffen. Irgendwann geht aber nichts mehr und meistens gewinnt das Spiel "The Game". Die Spielenden können sich glücklich schätzen, wenn die gemeinsam noch auf der Hand befindlichen Karten möglichst wenige sind. Das ist dann schon ein Sieg in diesem mehr oder weniger kooperativen Spiel.
Die als Spielprinzip benannte Kooperation findet allerdings nur sehr marginal und zurückhaltend, da es eben keine oder nur geringste Absprachen geben darf. Aber es gibt keinen Wettbewerb unter den Spielenden. Insofern passt die Einordnung. Gestalterisch finde ich das
Spiel wenig ansprechend und fast unangenehm düster. Wie aber soll man schon Zahlen gestalten? Das Spiel selbst gewinnt in vielerlei Hinsicht, wie durch die knappe Spielregel, das einfache und doch niveauvolle Prinzip, die trotz allen Nachdenkens schnelle Spielweise und den hohen Wiederspielreiz, da eben alle Beteiligten es erneut versuchen wollen, das System zu knacken. Das macht doch ein gutes Spiel aus, oder?
(c) 9/2015, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Spiel- und Kulturpädagoge, Fürth/Bay.