Pique Dame war für mich zu schnell zu Ende gelesen. Kurz vor Schluss meinte ich, es müsste noch weiter gehen. Danach hörte ich eine Lesung und war überrascht, wieviel inhaltliche Anstösse ich überlesen hatte.
Pique Dame ist eine Kurzgeschichte der Phantastik: das Übernatürliche, nicht Erklärbare müssen die Leser hinnehmen. Die Hauptperson Hermann, mit deutscher Abstammung, ist nach meiner Lesart kein Spieler. Er schaut zwar zu, hält sich aber strikt zurück, da er das Risiko scheut. Das ändert sich erst, als er die Chance wittert, als sicherer Sieger vom Spieltisch zu gehen. Damit ist er eigentlich auch kein Spieler, da er weiß oder zu wissen meint, dass er gewinnt. Es stellt sich die Frage, wie man die Überzeugung des (angeblich) sicheren Gewinns übernehmen kann. Puschkins Spieler geben vier, teilweise rationalisierende Erklärungen. Das Phänomen, dass auch haarsträubende Inhalte zu harten Überzeugungen werden, ist aktuell. Zudem stellt sich die ethische Frage, wie weit man bei der Durchsetzung seiner Glückssuche gehen darf. Hermann jedenfalls ist gierig genug, dass er das Mädchen Lisaweta völlig ausnutzt und über Leichen geht. Es läuft alles etwas aus dem Ruder.