Bürgschaft
Rudolf Schirner ist ein Ausnahmepädagoge, bei Kollgen und Schülern beliebt. Umso tiefer schockiert es alle, als er während eines Abendspaziergangs mit seinem Hund mit 83 Messerstichen abgeschlachtet wird. Doch Kommissar Brandts Ermittlungen an Schiners Gymnasium ergeben bald, dass hinter der glänzenden Fassade ein dunkles Geheimnis lauert.
Dass Oberstudienrat Rudolf Schirner schon mal das außereheliche Vergnügen mit seinen unverheirateten Kolleginnen gesucht hat, wundert eigentlich niemand. Leidet seine Frau doch schon seit Jahren an einer Putzneurose mit verbundener Abneigung gegen Sex in jeder Form. Und doch ist der Mann nicht nur niedergemetzelt worden, ihm wurden auch die Genitalien abgeschnitten.
Das ist schlimm genug, doch dem ersten Mord folgt bald ein zweiter, und diesmal ist das Opfer Schirnres bester Freund und Kollege Teichmann. Kommissar Brandt ist sicher, dass die Gründe für die Taten in der Schule liegen müssen, doch seine Ermittlungen werden von der ehrgeizigen Staatsanwältin behindert, die selber vor Jahren Schirners Schülerin war und nicht an einen dunklen Flecken auf dessen weißer Weste glauben kann. Doch dann taucht ein Video auf, das Brandts schlimmste Befürchtungen noch zu übertreffen scheint.
Tod eines Lehrers ist ein Kriminalroman, der alles hat, was ein erfolgreicher Krimi heutzutage braucht - einen sympathischen Kommissar - Brandt ist alleinerziehender Vater mit einem leichten Minderewertigkeitskomplex schönen Frauen gegenüber - , eine ehrgeizige Staatsanwältin und ein düsteres Geheimnis, das alle Beteiligten an ihre seelischen und moralischen Grenzen treibt. Und genau so liest sich Tod eines Lehrers auch: Spannend, routiniert und irgendwie durchschnittlich.
Die Sprache ist flüssig, aber irgendwie behäbig, die Charaktere in sich geschlossen, aber nicht außergewöhnlich, der Fall selber düster genug, um für Spannung zu sorgen, aber nicht so reißerisch, zarte Gemüter zu verschrecken. Der Autor spielt geschickt mit der Angst des Lesers, dass der Biedermann, die Vertrauensperson im eigenen Umkreis sich als teuflischer Sadist entpuppen kann; das Ende wiederum befriedigt das durchschnittliche Gerechtigkeitsempfinden, das sich so oft angesicht ungerechter Urteile im Fernsehen aufbäumt. Ob das alles allerdings realistisch ist, die düstere Verschwörung sowohl als auch das versöhnliche Ende, mag dahingestellt bleiben. Krimifans, die die spannende Unterhaltung suchen, werden mit Andreas Franz' neustem Roman auf ihre Kosten kommen, Leser die das Außergewöhnliche suchen, werden hier wahrscheinlich enttäuscht.
Fazit: Routinierter, ganz auf den Zeitgeschmack zugeschnittener Kriminaroman
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