"Fräulein Gold - Die Lichter der Stadt" von Anne Stern ist der mittlerweile 6. Teil der "Fräulein Gold"-Reihe. Im Jahr 1929 muss Hulda Gold eine Einbruchserie in ihrem Heimatkiez am Nollendorfplatz aufklären. Erschienen ist der Historische Krimi im September 2023 bei Rowohlt Polaris. Berlin, 1929: In einer Mütterberatungsstelle in Schöneberg hat Hulda Gold eine neue Arbeitsstelle gefunden, die es ihr ermöglicht ihr Wissen als Hebamme einzubringen und gleichzeitig mit seinen geregelten Arbeitszeiten dafür sorgt, dass Hulda sich um ihre kleine Tochter Meta kümmern kann. Als sie dort eine junge Schauspielerin betreut, kommt sie mit der Welt der Künstlerinnen und Bühnenstars in Verbindung. Ein neues Theater am Nollendorfplatz wurde eröffnet und die beginnende Weltwirtschaftskrise macht den Start alles andere als leicht. Doch dann kommt es auch noch zu einer mysteriösen Einbruchsserie, die auch vor Freunden Huldas nicht Halt macht. Huldas Spürsinn ist geweckt. Sie beginnt zu ermitteln und stößt auf Verhältnisse, die all ihre Mut erfordern und ihren Gerechtigkeitssinn vor eine große Herausforderung stellen. Band 7 erscheint in Kürze und ich habe es geschafft bis dahin alle vorherigen Bände zu lesen. Ich bin recht spät in diese Reihe eingestiegen, wurde dann aber umso mehr in diese Reihe hineingezogen. Da es noch nicht lange her ist, dass ich Band 5 gelesen habe, war ich sofort wieder im Geschehen drin. Die Verhältnisse Hulda Golds haben sich abermals drastisch verändert und nun ist sie eine alleinerziehende, ledige Mutter in der Weimarer Republik. Für mich ist es immer wieder faszinierend, wie sie die Herausforderungen meistert, die ihr das Leben stellt und gleichzeitig fühlt sich dennoch vieles wie nach Hause kommen an, da sie einige Personen auf ihrem gesamten Weg begleiten. Das Konzept hat sich bewährt und bleibt auch in diesem 6. Band gleich. Hulda und ihr Leben stehen im Mittelpunkt und der Fall, den Hulda zu lösen hat, läuft eher mit. Es wird als historische Krimi-Reihe beworben, für mich fühlt es sich allerdings mehr wie ein historischer Roman an, der die Weimarer Republik zum Leben erweckt. 1929 ist ein Schicksalsjahr und Anne Stern hat sich entschieden uns in diesem Band die Welt des Schauspiels mit all seinen Abgründen näher zu bringen. Darüber hinaus gibt es aber auch viele Infos zum Leben an sich in dieser Zeit. Die goldenen Zwanziger neigen sich dem Ende zu und ich finde es immer wieder faszinierend wie subtil und gleichzeitig für mein Empfinden bedrohlich sie die Umstände jener Zeit einfängt. Ich bin so investiert in die vielen Personen im Buch, dass ich einigen von ihnen zurufen möchte, verschwindet aus Deutschland, es wird für euch nur schlimmer werden. Es gibt in diesem Buch eine sehr bunte Mischung an Charakteren. Zu den bewährten Charakteren kommen dies mal auch neue hinzu. Da wäre zu einem Max Dessauer, ein wohlhabender Jude, der in einer unglücklichen Ehe gefangen ist und Pädagoge für frühkindliche Erziehung ist. Und es gibt eine neue Kriminalbeamtin: Irma Siegel. Sie lebt für ihre Arbeit und in die Mutterrolle und die Zwänge ihrer Zeit konnte sie sich nie so recht einfügen. Karl North rückt in diesem Band sehr in den Hintergrund, aber zu seinen Umständen möchte ich an dieser Stelle nicht so viel verraten. Die Beziehung zwischen ihm und Hulda war schon immer schwierig und insbesondere im letzten Band wieder sehr emotional. Felix, Huldas Jugendliebe, bereitet mir immer Bauchschmerzen, weil er bei den Nazis ist. Frau Wunderlich ist dieser schmale Grat. Sie ist konservativ eingestellt, sie fühlt den Sog der vermeintlich einfachen Lösungen, spürt aber dennoch, dass es nicht richtig ist, dem nachzugeben. Bert hat ein sehr feines Gespür für die politische Lage. Seine Gesundheit hat mir in diesem Band Sorge bereitet und gleichzeitig ist er stark wie eh und je an Huldas Seite. Ich liebe dieses Band zwischen den beiden. Und wir lernen diesmal auch ein bisschen mehr Huldas Vater kennen, was mir sehr gefallen hat. Wie in allen bisherigen Büchern dieser Reihe gibt es eine Karte Berlins in der vorderen Innenklappe des Buches und ein kurzes Nachwort, dass noch etwas mehr zu den Hintergründen verrät. Fazit: Ein toller 6. Band dieser Reihe und meine Begeisterung ist ungebrochen. Ich fühle mich mit vielen Figuren aus der Reihe verbunden und die Weimarer Republik wurde erneut zum Leben erweckt. Empfehlenswert für alle, die eh schon Fan dieser Reihe sind und die sich für die Zeit interessieren, in der diese Reihe spielt.