Bücher versandkostenfrei*100 Tage RückgaberechtAbholung in der Wunschfiliale
product
cover

Vorstandssitzung im Paradies

Roman

(9 Bewertungen)15
130 Lesepunkte
Taschenbuch
13,00 €inkl. Mwst.
Zustellung: Fr, 20.09. - Mo, 23.09.
Sofort lieferbar
Versandkostenfrei
Empfehlen
Von finnischen Waldarbeitern, schwedischen Hebammen und einer Schnapsbrennerei auf einer Pazifik-Insel ... Ein von der UN gechartetes Flugzeug verunglückt über dem Stillen Ozean. Die Passagiere können sich retten und aus dem Flugzeugrumpf jede Menge kupferner Verhütungsspiralen und einiges andere Notwendige wie Äxte und Messer bergen. Weit und breit ist keine Rettung in Sicht, und die illustre Truppe muss sich zusammenraufen. Ein Jahr vergeht, bis ein fantasievoller SOS-Plan realisiert werden kann ...

Produktdetails

Erscheinungsdatum
26. Juli 2024
Sprache
deutsch
Auflage
1. Aufl. 2024
Seitenanzahl
176
Autor/Autorin
Arto Paasilinna
Übersetzung
Regine Pirschel
Verlag/Hersteller
Originalsprache
finnisch
Produktart
kartoniert
Gewicht
174 g
Größe (L/B/H)
185/122/15 mm
ISBN
9783404193462

Portrait

Arto Paasilinna

Arto Paasilinna (1942-2018) wurde im lappländischen Kittilä geboren. Er war Journalist und einer der populärsten zeitgenössischen Schriftsteller Finnlands. Seine schnörkellose Sprache, seine überbordende Fantasie und sein trockener Humor haben auch international viele Anhänger gefunden. Paasilinnas Werke wurden in über 40 Sprachen übersetzt und mit renommierten Literaturpreisen ausgezeichnet.

Bewertungen

Durchschnitt
9 Bewertungen
15
Übersicht
5 Sterne
5
4 Sterne
4
3 Sterne
0
2 Sterne
0
1 Stern
0

Zur Empfehlungsrangliste
Von Sophia am 30.08.2024

Skurrile, sehr witzige und immer noch aktuelle Geschichte

Ein von der UN gechartertes Flugzeug stürzt über dem Meer in der Nähe von Indonesien ab. Mit an Bord: finnische Waldarbeiter, schwedische Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen und ein finnischer Journalist. Fast alle Passagiere und die Besatzung können sich auf eine unbewohnte Insel retten und müssen nun dort auf unbestimmte Zeit überleben. Die Gruppe rauft sich zusammen und es entsteht eine Gemeinschaft. Die Frage lautet irgendwann: möchte man überhaupt noch gerettet werden? Von Arto Paasilinna hatte ich bisher noch nichts gelesen - das wird schnell geändert, denn von diesem einzigartigen, skurrilen Humor möchte ich mehr lesen. Zu Beginn des Buches ist man als Leser hautnah beim Flugzeugabsturz dabei. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive eines finnischen Journalisten erzählt. Einen Namen erfahren wir nicht. Schon die Anfangsszene des Flugzeugabsturzes lässt einen schmunzelnd zurück, es wird so nüchtern darüber berichtet und scheinbar unwichtige Details erzählt. Auf der Insel ist der Erzähler zunächst auf sich allein gestellt - das größere Problem ist aber der Hunger auf eine Zigarette. Die Gruppe der Überlebenden, die sich nach und nach zusammen findet, ist mehr als unterschiedlich, was die meisten verbindet ist die Mission, Entwicklungsarbeit in Indien zu leisten, wohin sie mit dem Flugzeug eigentlich reisen wollten. Schnell zeigt sich jedoch, dass die Gruppe sehr gut zusammen leben kann. Zuletzt gibt es beispielsweise eine Schnapsbrennerei, eine Inselbar und selbstgebaute Hütten. Dass das Buch 1974 erschienen ist, musste ich mir öfters ins Gedächtnis rufen - ist es doch aktueller denn je. Mir haben vor allem die Themen gefallen, die im Buch vorkommen: wie man als Gruppe ohne Gewalt zurecht kommen kann, wenn jeder etwas dazu beisteuert und sich so gut organisieren kann, dass jeder gut zurecht kommt und die zentrale Frage, was man im Leben braucht. Braucht man diesen vermeintlichen Luxus, den wir alle als unabdingbar ansehen? Das Ende kam dann doch verhältnismäßig schnell als es zur Frage kommt, ob man gerettet werden möchte oder sein "perfektes" Leben auf der Insel behalten möchte. Auch der Umgang mit der Natur wird hier toll dargestellt: es wird nur gejagt, gefischt und gegessen, was man braucht, nichts wird weggeschmissen oder "umsonst" produziert. Alle leben im Einklang mit der Natur und niemand bereichert sich daran oder nimmt sie aus - ein toller Appell an unsere heutige Gesellschaft. Meine einzigen (kleinen) Kritikpunkte sind das Cover, das ich nicht passend zur Geschichte finde und die vereinzelten Längen einiger Ausführungen im Buch. Auf dem Cover hätte ich mir eher eine Ärztebelegschaft und einige Waldarbeiter vorstellen können, die im Kreis zusammen sitzen. Alles in allem ein toller, immer noch sehr aktueller und vor allem herrlich skurril absurder Roman, von mir eine klare Leseempfehlung!
Von Jackolino am 07.08.2024

Irgendeiner schwimmt immer gegen den Strom

Der Autor des Buchs ist Arto Paasilinna, ein Finne, der in Finnland einer der populärsten zeitgenössischen Schriftsteller war. Er ist 2018 mit 76 Jahren verstorben. Dieses Buch ist bereits 1974 erschienen, es handelt sich hier um eine Neuauflage, wobei das Thema auch nichts an Aktualität verloren hat. Ein von der UN gechartertes Flugzeug verunglückt über dem Pazifik. Dem Piloten gelingt es, das Flugzeug in einem Korallenriff nicht weit von einer Insel entfernt notzulanden und so überleben die meisten Passagiere. Hierbei handelt es sich um finnische Waldarbeiter, schwedische Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen und das britische Personal des Fliegers sowie einen finnischen Journalisten. Aus seiner Sicht ist das Buch geschrieben. Leider bleibt er namenlos, selbst, als er nach der Notlandung einer der Krankenschwestern das Leben rettet, stellt er sich nicht vor. Es ist großartig, was die knapp 50 Personen starke Truppe aus dem Wenigen machen kann, das sie noch aus dem Flieger retten können. Zunächst überlegt man sich, wie man die Lunchpakete aus dem Flieger retten kann und baut sich aus selbst gefällten Bäumen Ruder, um das Rettungsboot navigieren zu können. Später lebt man dann von dem, was die Insel zu bieten hat. Selbst Verhütungsspiralen eignen sich vorzüglich als Angelhaken und so bleibt der Tisch reich gedeckt. Großartig fand ich die Entwicklung eines Kühlschranks, auf die Salzgewinnung wäre ich wahrscheinlich auch selbst gekommen. Toll ist natürlich auch der Rettungsplan, der endlich die Außenwelt auf die Gestrandeten aufmerksam machen soll. Er nimmt zwar viel Zeit in Anspruch, aber die meisten arbeiten begeistert mit, weil er ihnen Hoffnung auf ein Ende ihres Robinson Crusoe-Daseins macht. Aber es gibt auch andere Stimmen. Auch wenn die Anfangszeit hart war, so ist es der Truppe doch schon nach relativ kurzer Zeit gelungen, ihre Versorgung zu sichern, sich Hütten zu bauen, ihr Zusammenleben zu organisieren und den reinen Sozialismus einfach zu genießen. Auf ihrer einsamen Insel gibt es keinen Konsumzwang, alle Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und einer von allen gewählten Leiterin des Camps ordnen sich auch alle unter. Dabei war das ganz zu Anfang noch nicht so einfach. Die ersten Lebensmittel wurden gehamstert und nicht geteilt. Es brauchte einiges an Klarstellungen und auch Strafen, damit auch dem letzten klar wurde, dass hier nur die Gemeinschaft zusammen stark ist und überleben kann. Dennoch wird es schon manchmal skurril, wenn plötzlich die schwedischen Krankenschwestern eine Kollegin nach evangelischen Riten beerdigen wollen und dafür die Leiche wieder ausbuddeln. Oder wenn es darum geht, welche Sprache im Camp vorherrschen soll. Wobei hier interessanterweise die schwierigste Sprache gewinnt, man einigt sich tatsächlich auf Finnisch, weil es die Sprache der Mehrheit ist. Ein tieferer Sinn der Handlung ist, dass die Inselbewohner in friedlichem Sozialismus miteinander leben. Es entsteht der Kontrast zwischen der zivilisierten Welt, die voll von Kriegen und Leid ist, und dem idyllischen Inselleben, bei dem alle gleich sind und man keine Verpflichtungen hat. Und trotzdem: auch auf unserer idyllischen Insel gibt es Menschen, die aktiv sind und solche, die es auch den ganzen Tag in der Hängematte aushalten können. Und es gibt wie überall Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen. Sigurd ist verheiratet, zieht aber im Camp mit Janne, dem Indonesier zusammen und befürchtet, von Taylor ein Kind zu erwarten. Wir beobachten unsere Gruppe ein knappes Jahr, wären sie noch länger zusammengeblieben, wären womöglich auch schon größere Unterschiede zutage getreten. Dem trägt auch bereits das Cover Rechnung, einer schwimmt immer gegen den Strom. Die Idee ist wunderbar, nur leider entspricht sie nicht dem Wesen des Menschen. Die Schilderung der Rettung fand ich verstörend. Dass den Amerikanern nichts Besseres einfiel, als erst einmal Zigaretten und Schokolade anzubieten, hat mich sehr an ihren Einmarsch in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert, es fehlte nur noch Kaugummi. Dass sie alle Inselbewohner zwangsweise wieder mit nach Europa nahmen, war vielleicht typisch für die damalige Zeit, in die heutige passt es nicht mehr. Ich denke, heute würde man den Menschen ihre freie Entscheidung lassen. Das Buch ist mit 173 Seiten recht kurz und übersichtlich und liest sich flüssig. Manche Ideen sind skurril und komisch, anderes regt aber durchaus auch zum Nachdenken an.