Der Autor des Buchs ist Arto Paasilinna, ein Finne, der in Finnland einer der populärsten zeitgenössischen Schriftsteller war. Er ist 2018 mit 76 Jahren verstorben. Dieses Buch ist bereits 1974 erschienen, es handelt sich hier um eine Neuauflage, wobei das Thema auch nichts an Aktualität verloren hat.
Ein von der UN gechartertes Flugzeug verunglückt über dem Pazifik. Dem Piloten gelingt es, das Flugzeug in einem Korallenriff nicht weit von einer Insel entfernt notzulanden und so überleben die meisten Passagiere. Hierbei handelt es sich um finnische Waldarbeiter, schwedische Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen und das britische Personal des Fliegers sowie einen finnischen Journalisten. Aus seiner Sicht ist das Buch geschrieben. Leider bleibt er namenlos, selbst, als er nach der Notlandung einer der Krankenschwestern das Leben rettet, stellt er sich nicht vor.
Es ist großartig, was die knapp 50 Personen starke Truppe aus dem Wenigen machen kann, das sie noch aus dem Flieger retten können. Zunächst überlegt man sich, wie man die Lunchpakete aus dem Flieger retten kann und baut sich aus selbst gefällten Bäumen Ruder, um das Rettungsboot navigieren zu können. Später lebt man dann von dem, was die Insel zu bieten hat. Selbst Verhütungsspiralen eignen sich vorzüglich als Angelhaken und so bleibt der Tisch reich gedeckt. Großartig fand ich die Entwicklung eines Kühlschranks, auf die Salzgewinnung wäre ich wahrscheinlich auch selbst gekommen. Toll ist natürlich auch der Rettungsplan, der endlich die Außenwelt auf die Gestrandeten aufmerksam machen soll. Er nimmt zwar viel Zeit in Anspruch, aber die meisten arbeiten begeistert mit, weil er ihnen Hoffnung auf ein Ende ihres Robinson Crusoe-Daseins macht.
Aber es gibt auch andere Stimmen. Auch wenn die Anfangszeit hart war, so ist es der Truppe doch schon nach relativ kurzer Zeit gelungen, ihre Versorgung zu sichern, sich Hütten zu bauen, ihr Zusammenleben zu organisieren und den reinen Sozialismus einfach zu genießen. Auf ihrer einsamen Insel gibt es keinen Konsumzwang, alle Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und einer von allen gewählten Leiterin des Camps ordnen sich auch alle unter. Dabei war das ganz zu Anfang noch nicht so einfach. Die ersten Lebensmittel wurden gehamstert und nicht geteilt. Es brauchte einiges an Klarstellungen und auch Strafen, damit auch dem letzten klar wurde, dass hier nur die Gemeinschaft zusammen stark ist und überleben kann.
Dennoch wird es schon manchmal skurril, wenn plötzlich die schwedischen Krankenschwestern eine Kollegin nach evangelischen Riten beerdigen wollen und dafür die Leiche wieder ausbuddeln. Oder wenn es darum geht, welche Sprache im Camp vorherrschen soll. Wobei hier interessanterweise die schwierigste Sprache gewinnt, man einigt sich tatsächlich auf Finnisch, weil es die Sprache der Mehrheit ist.
Ein tieferer Sinn der Handlung ist, dass die Inselbewohner in friedlichem Sozialismus miteinander leben. Es entsteht der Kontrast zwischen der zivilisierten Welt, die voll von Kriegen und Leid ist, und dem idyllischen Inselleben, bei dem alle gleich sind und man keine Verpflichtungen hat. Und trotzdem: auch auf unserer idyllischen Insel gibt es Menschen, die aktiv sind und solche, die es auch den ganzen Tag in der Hängematte aushalten können.
Und es gibt wie überall Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen. Sigurd ist verheiratet, zieht aber im Camp mit Janne, dem Indonesier zusammen und befürchtet, von Taylor ein Kind zu erwarten. Wir beobachten unsere Gruppe ein knappes Jahr, wären sie noch länger zusammengeblieben, wären womöglich auch schon größere Unterschiede zutage getreten. Dem trägt auch bereits das Cover Rechnung, einer schwimmt immer gegen den Strom. Die Idee ist wunderbar, nur leider entspricht sie nicht dem Wesen des Menschen.
Die Schilderung der Rettung fand ich verstörend. Dass den Amerikanern nichts Besseres einfiel, als erst einmal Zigaretten und Schokolade anzubieten, hat mich sehr an ihren Einmarsch in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert, es fehlte nur noch Kaugummi. Dass sie alle Inselbewohner zwangsweise wieder mit nach Europa nahmen, war vielleicht typisch für die damalige Zeit, in die heutige passt es nicht mehr. Ich denke, heute würde man den Menschen ihre freie Entscheidung lassen.
Das Buch ist mit 173 Seiten recht kurz und übersichtlich und liest sich flüssig. Manche Ideen sind skurril und komisch, anderes regt aber durchaus auch zum Nachdenken an.