Die Zerrissenheit Deutschlands von Wirtschaftswunder und Wende, politischen Wirren und stabilen Familien spiegelt sich in dem Roman "Die Enkelin" von Bernhard Schlink in drei Generationen wider. Dennoch ist es kein normaler Generationenroman, der auf plumpe Weise vom Leben erzählt - man bemerkt auf eine subtile Art, wie sich die Charaktere gegenseitig beeinflussen, gegeneinander aufbegehren und dennoch einen ähnlichen Kern haben. In leichter, aber kunstvoller Sprache führt Bernhard Schlink in drei Teilen durch drei Geschichten von drei Frauen. Die Welten, in die man eintaucht, sind auffällig gut recherchiert.
Der Protagonist, der Buchhändler Kaspar, ist wahnsinnig gut gezeichnet. Seine Unsicherheit ist so nachvollziehbar - er ist zerrissen zwischen seinem Denken und Handeln, zwischen politischen Fronten, Gegenwart und Vergangenheit. Auch die anderen Charaktere zeichnet Bernhard Schlink nachvollziehbar. Man kann sich in alle hineinfühlen. Bei so mancher Entscheidung zerreißt es einem das Herz.
Fazit: Lieblingsbuch-Potential!