Gestern kam ich an meinem Arbeitsplatz an einem Raum vorbei, in dem das Licht noch brannte. Da hat wohl jemand vergessen, es abzuschalten, dachte ich und wollte rein um dies zu tun. Doch gerade als ich vor der Tür mit dem Schlüssel hantierte, ging sie auf und eine Kollegin kam raus. Wir sind beide erschrocken - und mussten sogleich lachen. Später lachte ich sogar noch mehr, denn im vorliegenden "Weihnachtsprojekt" von Cathy Bramley beschreibt die Autorin eine ähnliche Szene. Doch im Gegensatz zu meiner erlebten Situation konnten die Protagonisten erst viel später darüber lachen...
Die eine Person in dieser Szene ist Merry, die sich gerade in die Selbstständigkeit gewagt hat: sie verkauft selbst hergestellte, duftende Kerzen. Sie sehnt sich nach einer Familie, die sie selber nie hatte. Der Leserschaft ist aber schon von Anfang an klar, dass ihre aktuelle Beziehung zum Scheitern verurteilt ist. Und wundert sich auch nicht, als Merrys Vorpreschen zur Trennung anstatt zur Hochzeit führt.
Immerhin ist Merry bei der Wohnungssuche danach erfolgreicher. Sie kann befristet in ein altes Cottage ziehen, und dort auch ihrer Arbeit nachgehen. Doch dass die neue Flamme ihres Ex-Freundes die Organisation des Weihnachtsfestes auf dem Dorfplatz an sich reissen möchte, behagt Merry nicht, weshalb sie sich unüberlegt ebenso meldet und darauf, wie die zwei anderen "Mitbewerber", bald eine Idee präsentieren soll. Als ob sie eh nicht schon genug zu tun hätte mit ihrem florierenden Kerzengeschäft, ist sie nun auch noch auf Ideensuche für diesen Event.
Bald lernt sie auf dem Wochenmarkt, auf dem sie ihrer Freundin Nell hilft, Cole kennen. Es beginnt zu knistern, ohne dass sie weiss, dass er ihr Vermieter ist. Cole ist ein sympathischer Mann, der darunter leidet, dass seine beiden Kindern mit seiner Ex-Frau ein Jahr in Kanada verbringen. Er hat so gar keine Lust auf das Weihnachtsfest, ähnlich wie Merry, die aufgrund ihrer Vergangenheit sich nie wirklich auf das Fest freute. Da finden sich dieses Jahr also die zwei richtigen!
Doch nicht nur für Merry und Cole wird dieser Dezember in Erinnerung bleiben, auch für Merrys frühere Kunstlehrerin Astrid und Cole's Vater Fred hat Autorin Cathy Bramley noch Überraschendes vorgesehen.
"Das Merry Christmas Projekt" erzählt, wie Bramleys frühere Romane, Geschichten aus dem Leben. Ihre Figuren sind alles Menschen wie du und ich, mit ganz normalen Berufen, Biografien und Bedürfnissen. Die Szenen kommen nie klischeehaft oder unglaubwürdig rüber. Das macht ihre Romane lebensnah und ihr Talent, fesselnd zu schreiben, sorgt für ein tolles Leseerlebnis.
Die Lovestory entwickelt sich gemächlich, in genau richtigem Tempo. Dazu kommt viel Schnee und Kerzenlicht - ein perfekter Weihnachtsroman!
Fazit: Sympathische weihnachtliche Liebesgeschichte mit einem tollen, passenden Titel.
5 Sterne.