Kaiserslautern in den 90ern. Christian wächst mit seinem Bruder in einem Mietshaus auf. Sein Vater arbeitet mehr oder weniger als Möbelpacker, seine Mutter ist Hausfrau. Wenn sein Vater abends unter 10 Flaschen Bier nach Hause kommt ist seine Laune absehbar und die Hoffnung gegeben, dass er sich einfach nur vor den Fernseher setzt. Sollte die Stimmung kippen, wird er ihre Mutter im Schlafzimmer verprügeln, ihren Kopf immer wieder vor die Wand stoßen und sie wird schreien. Der Elvis von oben setzt dann seine Kopfhörer auf bevor er an ihrer Türe vorbeiläuft und die selbsternannte Hausmeisterin, die alles weiß, interessiert es nicht. Christian und sein Bruder liegen dann in ihren Etagenbetten, schwitzen und weinen in ihre Kissen und hoffen, dass es diesmal schnell vorbei geht. Er warf ihr seinen bösen Blick zu. "Wir lesen sie halt¿, sagte er. (Bildzeitung) "Auf Arbeit. Nur weil du dich für was besseres hälst, musste nicht so tun, als wär ich ein Klappspaten. Oder meint ihr, ein Klappspaten könnt seine Familie ernähren?¿ Er kübelte sein Bier in einem Zug, rülpste seine Alkoholfahne in die stickige Rau,luft und zog den Rotz hoch, so laut und so lange, dass jeder, der es zwischenzeitlich hätte vergessen können, sofort wieder wusste, wer hier der Boss war. S. 107Heute ist ihre Mutter im Krankenhaus und sorgt damit für Verwirrung bei den Kindern. Es ist der Tag an dem ihrem Vater ein Super Mario Spiel in die Hände gefallen ist, jetzt zocken sie die ganze Nacht durch und brauchen nicht in die Schule. Christians Mutter, hat zu ihrer Schulzeit Gedichte geschrieben, bis einer der Lehrer sie der Lächerlichkeit bloß gestellt hat, danach schrieb sie nur noch für Opa Willy, für ihn war sie alles. Mit sechzehn wurde sie schwanger und war einfach nur froh ihrem demütigenden Lehrer den Rücken zu kehren. Doch dann verlor sie das Kind nach einem Kaiserschnitt. Der Vater ihrer Tochter zog sich zurück und der Rotschopf fing an ihr den Hof zu machen, Christians Vater. Als er sie rum bekam war sie schon nicht mehr die Strahlefrau, die jeder bewundert hatte. Fazit: Christian Baron erzählt seine schreckliche Geschichte absolut authentisch. Ich glaube ihm jedes Wort. Mit seinem großen Schreibtalent schildert er seine Eltern so, dass ich glaube, sie vor mir zu haben und dabei zu sein. Auch die wenigen Momente, die sein Vater durchscheinen ließ, nicht nur ein aggressives Ekel zu sein, lässt Baron nicht aus. Obwohl die Geschichte brutal ist, mag ich sie sehr. Sie plädiert für ein mehr an Miteinander, mehr Zivilcourage.