Da sind sie wieder, die bereits liebgewonnenen Akteure aus dem früher erschienenen Roman Ein gutes Alibi , wie z. B. Kriminalhauptkommissar Carsten Kantner, seine Schwester Buchhändlerin Sophie Liebermann, die im übrigen erst im letzten Drittel des Buches zu ihrer vollen Form aufläuft, und noch ein paar andere Personen. Es ist wohltuend, diesen bereits vertrauten Menschen erneut zu begegnen. Dass allerdings der Professor , ein etwas anderer Obdachloser ohne Namen, den man ebenfalls aus Band 1 kannte, ausgerechnet in der Buchhandlung von Sophie Liebermann ermordet wird, stimmt traurig. Auch ihm hätte man ein Weiterleben in Wuppertal gegönnt. Überhaupt Wuppertal: Ausnahmsweise ohne Regen, aber mit Schnee und vor allen Dingen bergig, und ein Ort, der immer irgendwie anstrengend ist. Das finden auch die Ermittler der Kripo Wuppertal, als bereits am nächsten Tag die nächste Leiche gefunden wird. Und auch das ist nicht die letzte Leiche. Was haben die Toten gemeinsam oder gibt es gar keinen Zusammenhang? Gibt es einen oder mehrere Täter? Alles bleibt lange Zeit unklar, verworren, spannend.
Dieses Buch gefällt mir ganz erheblich besser als Band 1. Mir kommt es so vor, als habe sich die Autorin mit Ein gutes Alibi erst einmal warmgeschrieben , um nun mit Band 2 einen richtig, richtig gut geschriebenen Krimi vorzulegen unter Nutzung ihrer gesamten ihr zur Verfügung stehenden Schreibklaviatur. Das Lokalkolorit ist perfekt getroffen und stimmig dargestellt. Die Akteure sind nicht mehr so plakativ und lieblos überzeichnet wie in Band 1, sondern aus sehr viel wohlwollenderer Sicht beschrieben, d. h. was in Band 1 mitunter befremdlich böse war, ist hier eher vernüglich zu lesen. Die Handlung bleibt für den Leser lange Zeit undurchsichtig und damit spannend. Besonderen Spaß machten mir persönlich die Dialoge, die sehr viel direkten oder versteckten Witz enthalten. Ich hatte öfters die Wunschvorstellung, es sollte ein Hörspiel geben, um mit verteilten Rollen den Dialogen in ihrem Humor noch mehr Gewicht zu geben.
Der Beginn und das Ende des Buches sind die einzigen Passagen, die ich persönlich für misslungen halte. Warum die dort geschilderten und durchaus bedeutsamen Szenen aus den Augen eines Kauzes geschildert werden, und zwar eines Kauzes, der merkwürdigerweise sehr kindische Begriffe für seine Beobachtungen wählt, bleibt mir unverständlich.
Mag sein, dass es etwas zuviel an gebrauchten Taschentüchern gibt und etwas zuwenig an Empathie, dafür jedoch gibt es vor allen Dingen in der zweiten Buchhälfte weiter ansteigende Spannung und viel Humor und Situationskomik. Kurzum: Ein Buch, das fesselt und zum Lachen bringt. Was will man mehr.