Mit From Below-Die Toten warten habe ich mich nahtlos in das dritte, beim Festaverlag erschienene und aus dem Amerikanischen übersetzte, Buch von Darcy Coates gestürzt und mich tief hinab in dunkles Wasser begeben.
Intro:
Zum Zeitpunkt meiner frisch entflammten Begeisterung für Darcy Coates und den Festa Verlag waren ganze drei Bücher der Autorin in die deutsche Sprache übersetzt worden. Zwei davon kannte ich bereits, blieb also das im Frühjahr diesen Jahres veröffentlichte Buch From Below-Die Toten warten.
Wer meinen Blog verfolgt, weiß, dass ich eine extrem große Liebe für die Ostsee hege, weshalb ich mich irrsinnig auf dieses Buch gefreut habe. Allerdings, und ja, ich ahnte es natürlich, zeigte sie sich mir jetzt auf eine ganz andere Art und Weise. Schwarz wie die Nacht, eiskalt, einsam und absolut lebensfeindlich. Hier nun wird selbstverständlich kein Haunted House betreten, nein, es wird getaucht. Und zwar tief hinab zu einem Schiffswrack, welches allerdings nicht weniger Grauenhaftes verbirgt als ein verfluchtes Anwesen.
Die Geschichte hat mich teilweise so sehr in seinen Bann gezogen, dass ich mehr als einmal die Luft anhielt, weil ich mich selbst zusammen mit den Tauchern dort unten am Meeresboden in dem Schiffswrack glaubte. Ich habe das eisig kalte Wasser gespürt und meine Gliedmaßen unter meiner Lesedecke versteckt, um auch ja vermeintlichen plötzlichen Griffen kalter und feuchter Finger zu entgehen.
Zur Handlung:
Für das Unternehmen Vivitech, welches ihre aktuelle Expedition finanziert, will die erfolgreiche Dokumentationsfilmerin Cove und ihr Taucherteam zum Wrack des Ozeandampfers SS Arcadia hinab tauchen, welcher vor fast einhundert Jahren spurlos verschwand und erst viele Jahrzehnte später mehr als 300 Meilen fernab seines ursprünglichen Kurses im Bottnischen Meerbusen entdeckt wurde. Bisher ließ sich weder klären, wieso das Schiff gesunken ist, noch warum es bei drei abgesetzten Notrufen zu Übermittlungen unterschiedlichster Koordinaten kommen konnte, welche letztlich aufgrund fehlender Ortungsmöglichkeiten jegliche Hoffnung auf Rettung zunichtemachten.
Als die Crew mit ihrem Expeditionsboot direkt über dem Wrack ankert, können sie nicht ahnen, was tief unter ihnen auf dem Meeresboden lauert. Etwas Grauenhaftes, das sich in den engen Gängen, Kabinen und Lagerräumen des Schiffes versteckt, ruhig abwartend, hungrig auf das Leben, das so freiwillig in ihre Mitte kommt
Die Figuren:
Wie bei Der Fluch von Carrow House hat Darcy Coates die Handlung um eine kleine Figurengruppe herum geschrieben. Einzig Coves kleines Expeditionsteam aus insgesamt sieben Mitgliedern macht die Gesamtheit aller Charaktere aus. Doch das ist keineswegs negativ gemeint. Der Rahmen eines kleinen Personenkreises gibt dem AutorIn viel Spielraum zu einer guten Ausgestaltung von Plot und Setting, und ermöglicht gleichzeitig dem LeserIn eine gute Differenzierung der Charaktere. Die Autorin hat die einzelnen Persönlichkeiten gut herausgearbeitet und ihnen eine sehr schöne Lebendigkeit und Authentizität verliehen. Auch die Auswahl und Mischung willensstarker und präsenter mit eher leisen und weniger kraftvollen Figuren hat mir richtig gut gefallen, denn sie bilden eine realistische Gruppe und verkörpern zusammen ein starke Einheit.
Der Schreibstil:
Darcy Coates Schreibstil ist mir mittlerweile recht vertraut und ich liebe ihn sehr. Er ist sehr schön leicht zu lesen und ganz flüssig. Sie führt den LeserIn geradlinig und zielgerichtet, den roten Faden dabei stets in der Hand haltend, durch die Handlung. Dadurch entsteht eine regelrechte Sogwirkung, der man sich nicht entziehen kann. Es ist wie in einem engen Tunnel, an dessen Ende ein kleiner Lichtschimmer die Finsternis erhellt und zu sich lockt. Ist man einmal hineingegangen, sprich, hat man das Buch erst aufgeschlagen, geht es nur noch vorwärts, nicht nach rechts, nicht nach links, und zurück auch nicht, weil es viel zu dunkel ist.
Auf die Handlung von From Below-Die Toten warten übertragen, entspricht der Tunnel den engen Gängen des Wracks.
Womit ich auch schon beim Setting, wäre, welches absolut bild- und lebhaft gezeichnet ist. Die Atmosphäre im Wrack ist nicht nur dicht, sondern auch beklemmend. Neben dem, was dort tief unten am Meeresboden lauert, und über das ich gar nicht erst reden will, wäre da zum einen die Meerestiefe mit dem immensen Wasserdruck, welcher eine mehrstündige Dekompression beim Auftauchen erzwingt, wenn man nicht körperlich implodieren möchte. Hinzu kommen die Dunkelheit, die räumliche Enge, die begrenzte Atemluft in den Sauerstoffflaschen und die, bei hastigen Bewegungen aufwirbelnden, gefährlichen Sedimente, welche einem selbst mit Lampe jegliche Orientierung nehmen.
Spannungstechnisch gesehen, schafft es die Autorin immer wieder bereits auf den ersten Seiten, eine gewisse Dramatik und Aufgeregtheit aufzubauen, die den LeserIn innerhalb kürzester Zeit fesselt. Im Handlungsverlauf wird die Dramatik durch die zunehmenden unheimlichen Vorkommnisse, welche oft auch als unvorhergesehene Schreckmomente überraschen, so angezogen, dass sich beim LeserIn die Anspannung immer weiter steigert. Man ist einfach nicht in der Lage, das Buch aus der Hand zu legen, ohne die finalen Seiten gelesen zu haben und somit das Ende zu kennen.
Fazit:
From Below-Die Toten warten war für mich pures Lesevergnügen. Hochspannend, schaurig und in vielerlei Hinsicht absolut unheimlich.
Darcy Coates hat mein kleines Horror-Herz erobert.
Ich bin gespannt auf all die vielen anderen Bücher der Autorin, welche noch auf die Übersetzung warten und hoffentlich alsbald beim Festaverlag erscheinen werden.