Im Jahr 2024, im Zeitalter des Selbstoptimierungs- und Reise-Contents, nicht mehr bemerkenswert
InhaltDie 31-Jährige Elizabeth Gilbert lebt ein Leben wie aus dem Amerika-Bilderbuch, mit Riesenhaus, erfolgreicher Karriere und geplantem Nachwuchs. Als sie sich eingesteht, dass sie letzteres eigentlich gar nicht will, verlässt sie ihre kriselnde Ehe und geht auf (spirituelle) Reisen. Diesem Freiheits- und Selbstverwirklichungstraum hängen wir ja auch heute in unterschiedlichen Formen an (#Vanlife, Minimalismus etc).MeinungDas Buch aus dem Jahr 2006 war damals, da war ich noch ein Kind, überall im Gespräch. Es ist ein bisschen unfair, es heutzutage und aus meiner Perspektive zu bewerten. Denn seither ist das Thema "Westlerin, welche sich selbst in fremden Kulturen findet" tausendmal recycelt und teilweise kritisiert worden.Verstreut übers Buch finden sich interessante Infosplitter z.B. zur Italienischen Sprache, die Gilbert vor Ort lernt, oder zu kulturellen Eigenheiten.Grosse Teile sind aber leider langfädig und repetitiv.Was beim ersten Mal noch berührend oder anregend wirkt, ist es halt beim dritten Mal nicht mehr. Etwa: Gilberts viele emotionale Zusammenbrüche oder ihre Versuche, "Gott" im Hier und Jetzt zu finden - oder beides kombiniert, wenn sie die Tränen zurückhalten muss, weil ihr das Meditieren schwerfällt. Gerade von den Indien- und Indonesien-Abschnitten habe ich mir viele neue Eindrücke versprochen. Weil Gilbert ihre Zeit in Indien aber den Boden schrubbend oder im Tempel sitzend verbringt, hält es sich mit Neuartigem in Grenzen. Auch in Indonesien wird man nur stellenweise in eine neue Welt geholt, der Fokus liegt stattdessen schon sehr auf ihren eins-zu-eins Begegnungen mit diversen Leuten.Am ehesten spüre ich den Schauplatz noch in Italien.Zu den im Buch geschilderten Begegnungen:Vieles fühlt sich stark geschliffen, zurechtgebogen und ein Stück weit verschleiert narzisstisch an.Jeder zweite Mensch, den Gilbert trifft, gibt ihr massgeschneiderte Weisheiten mit auf den Weg. Oder versichert ihr, wie schön sie doch ist. Apropos Weisheiten - wer den Wikipedia-Artikel über Buddhismus liest, oder schon nur unter der Dusche sinniert, hat ähnliche Erkenntnisse wie die, die im Buch präsentiert werden. Bisschen fies, ist aber so.Fazit:Damals, als das Buch erschien, war der "Neuheitsfaktor" vielleicht grösser, keine Ahnung, aberfür mich, die von Reiseblogs und Selbstoptimierer-Content überschwemmt wird, war nichts Bemerkenswertes dabei.Die Story hat mich immerhin genügend interessiert, um sie fertig zu lesen, auf der anderen Seite habe ich Monate für das Büchlein gebraucht. Nie hat es mich reingesogen.Einfach durch und durch durchschnittlich.