Als in Wien im Jahre 1904 eine Leiche gefunden wird, vor der drei Stühle wie bei einem Ehrengericht aufgestellt sind, tauchen Inspektor Reinhardt und der Psychologe Max Liebermann in die Schattenseiten der eleganten Metropole ein.Was mir direkt positiv aufgefallen ist, sind die exakt recherchierten Details, die die Epoche und den Ort realistisch erscheinen lassen. Dazu gehört auch das Auftauchen von interessanten historischen Persönlichkeiten wie Sigmund Freud und Ferdinand Porsche.Leider hört die Akkuratesse der Recherche beim Thema Anarchismus auf, denn anarchistische Organisationen werden ausnahmslos als gewalttätig und bizarrerweise auch hierarchisch organisiert dargestellt. Und warum die fiktive Version von Peter Kropotkin als skrupelloser und heuchlerischer Attentäter beschrieben wird, kann ich mir auch nicht erklären.Dafür ist der Fall an sich umso spannender. Es gibt hier keinen typischen Verlauf und die beiden Ermittler müssen auch zu Methoden greifen, die zu damaligen Zeiten noch total modern und unbekannt waren - wie die Analyse von Fingerabdrücken.Auch die beiden Protagonisten und ihre Freundschaft hat mir gefallen. Ihre Dialoge sind clever und angenehm zu lesen und es ist interessant, in ihre Weltanschauungen einzutauchen.