Unterm Novembermond auf dem Kirchhof, zwischen zwei Toten, zwei Opfern der Furcht vor Schande - bei diesem erstickenden Ende bleibt es in Wedekins »Frühlings Erwachen« nicht: es erscheint der "Vermummte Herr", der den Melchior zum Leben verführen will, und es gelingt ihm. Er ist das Leben mit all seinen abenteuerlichen Möglichkeiten, er sagt zu Melchior: "Du lernst micht nicht kennen, ohne dich mir anzuvertrauen", und er zieht Melchior von den Gräbern fort: wenigstens für Melchior erwacht der Lebensfrühling dann doch noch, wenn auch zwischen Toten, in einer Novembernacht.
Text in neuer Rechtschreibung. Zu diesem Text gibt es eine Ausgabe in der Reihe Reclam XL - Text und Kontext: XL 19043 Wedekind, Frank: Frühlings Erwachen.