"... garantieren, dass Sie sich endlich wieder schmerzfrei bewegen können", heißt es weiter auf der Rückseite des Buches. Ich kann das bestätigen, da ich eine Zeit lang selbst solche Kurse mitgestaltet habe. Nicht als Physiotherapeut, sondern im sogenannten Wing Chung Chi Kung, bei dem einige Grundelemente aus dem Wing Chung und bestimmte Yoga-Übungen miteinander kombiniert und durch Kräftigung und Dehnung aller Muskelgruppen ergänzt werden. Das Ziel solcher Übungen ist die Wiederherstellung des muskulären Gleichgewichts, das durch Fehlhaltungen und einseitige Bewegungsmuster durcheinandergekommen ist.In diesem Buch wird eine analoge Vorgehensweise empfohlen, die durch eine gezielte Heilung und Stimulanz der Faszien ergänzt wird. Im Gegensatz zu einem anwesenden Therapeuten sehen Bücher natürlich nicht, welche Probleme tatsächlich vorliegen. Folglich können sie nur relativ allgemeine Ratschläge geben und auch nicht beurteilen, ob der Übende tatsächlich die Anweisungen korrekt ausführt. Das ist ein generelles Manko aller solcher Ratgeber, und dies dem Buch vorzuwerfen oder es deshalb abzuwerten, ist einfach Unsinn.Während des Übens entstehen zu den einzelnen Elementen mit Sicherheit Fragen, die auch das Buch nicht beantworten kann. Auch wenn sich die Autorin wirklich bemüht, es einfach und nachvollziehbar zu erklären, irgendwer wird immer irgendwelche Probleme bekommen. Auch das liegt in der Natur solcher Bücher. Nach meiner Erfahrung hilft da nur, dass man einfach weitermacht und solche Probleme nicht dazu nutzt, dem inneren Schweinehund nachzugeben und es zu lassen. Auch das ist ein Nachteil solcher Bücher. Man trainiert alleine, und das können nicht viele Menschen.Sieht man von all diesen grundsätzlichen Nachteilen einmal ab, dann ist dies ein außerordentlich gelungenes Buch.Zunächst wird erklärt, was Faszien sind und warum sie eine solche essentielle Rolle bei Verspannungen spielen. Danach folgt ein Kapitel zu den anatomischen Grundlagen, das mit einer Anleitung zur Selbstuntersuchung endet. Erst wenn man ehrlich herausgefunden hat, was die eigentliche Ursache eigener Schmerzen ist, kann man gezielt üben. Das sollte man übrigens besser sofort beginnen, denn dann kann man das Unheil vielleicht noch verhindern. Bei vielen Menschen steht der Schmerz kurz bevor oder kommt nur gelegentlich an die Oberfläche. Aber er wartet eigentlich schon auf seinen Auftritt, weil Fehlhaltungen oder einseitige Bewegungsabläufe bei fast jedem zu beobachten sind, selbst oder gerade bei Sportlern.Die eigentlichen Übungen beginnen mit einer Anleitung zur Selbstbehandlung mit einer Minifaszienrolle. Eine kleine Nebenrolle spielt das sogenannte Cupping, das hier noch anders heißt, dem die Autorin dann später ein anderes Buch gewidmet hat. Schließlich kommt Frau Kiesling zu den Übungen für einzelne Muskelgruppen, die aus meiner Sicht sehr gut erklärt werden.Ähnlich wie beim Yoga kommt es bei solchen Übungen immer darauf an, sie behutsam und ohne Ehrgeiz durchzuführen, damit man Schäden nicht noch vergrößert. Auch dazu gibt es im Buch Hinweise.Dies ist eine der besten Anleitungen zur Selbsthilfe, wenn man sich über die grundsätzlichen Mängel solcher Bücher im Klaren ist.