Leon ist Inhaber einer Nachtbar im Cannes der 1950er Jahre. Bevor er ein Mädchen einstellt, testet er höchstpersönlich ihre Fähigkeiten ¿ auch im Bett. Das lief bisher immer unspektakulär ab, doch die junge Celita macht es ihm nicht einfach. Er erliegt ihrer Art und beginnt eine Affäre mit ihr ¿ wider besseren Wissens, denn seine Frau arbeitet ebenfalls im Nachtclub und hat ihn ständig im Auge. Dennoch schafft Celita es fast, den Platz an seiner Seite einzunehmen. Bis Maud auftaucht und ihre ganze Vorarbeit zunichte macht.Dieses Buch wurde neu verlegt bzw. übersetzt, so dass es nicht verwundert, dass das Setting nicht in der heutigen Zeit angesetzt ist. Doch gerade das macht für mich persönlich den gewissen Reiz aus, und dass großartige Romane auch ohne social media und das allwissende Internet auskommen können, wird hier eindrucksvoll bewiesen - nicht zuletzt ob der Charaktere.Allen voran Celita, die eine starke Protagonistin ist, sich jedoch hinter ihrer Äußerlichkeit versteckt, um Männer anzulocken und so den Sprung in ein besseres Leben zu schaffen. Auch wenn ihre Vergangenheit kaum thematisiert wird, kann man sich doch einiges zusammenreimen, und sie scheint als ausgebildete Tänzerin kein Kind von Traurigkeit gewesen zu sein. Sie zeigt, was möglich ist, wenn man sich an die Hoffnung klammert ¿ im guten wie im schlechten Sinne. Während sie im ersten Teil davon aufrecht gehalten wird und immer wieder das Positive im Leben sieht, erkennt man im zweiten Teil, wie zu viel Hoffnung einen Menschen zugrunde richten kann.Der Leser erfährt die Begebenheiten hauptsächlich aus Celitas Sicht. Mit dem Schreibstil konnte ich mich anfangs nicht anfreunden, doch je weiter ich gelesen habe, desto flüssiger lies die Geschichte sich lesen. Vielleicht liegt das daran, dass Simenon aus dem Stoff ursprünglich ein Drehbuch machen wollte. Sieht man sich jedoch das Milieu an, in dem dieses Drama spielt, wird klar, dass so etwas in den fünfziger Jahren zu einem empörten Aufschrei geführt hätte. Das hätte ich tatsächlich gern miterlebt.So unscheinbar das Buch wegen des Covers wirkt, so viel Leben verbirgt sich jedoch im Inneren. Ich habe jede einzelne Seite genossen und empfehle den Roman all jenen, die mehr Wert auf anspruchsvollere Lektüre legen.