Klassischer Urlaubskrimi, der sicher mehr könnte ...
In der Story steckt sicher viel Potential, leider ist mir aber am Ende alles ein wenig zu kurz gekommen: Kriminalfall und ProtagonistFür seinen Krimi entführt uns der Autor ins Urlaubsparadies der Algarve in Portugal und "Traumschiff-"like findet man sich an tollen Orten mit leckerem Essen in geselligen Runden wieder. Als wäre das Buch von Anfang an auf die filmische Umsetzung ausgelegt gewesen. Ich fand diesen Aspekt "Urlaubsfeeling in Portugal" tatsächlich auch ganz gut - doch unter anderem darüber gerät der eigentliche Kriminalfall auch aus dem Fokus, so dass das Buch trotz seiner relative Kürze eher langatmig wirkt und Mordermittlung und Mordmotiv, die viel mehr hergeben würden, zu oft in den Hintergrund geraten.Eigentlich geht es nämlich um den Kommissar Leander Lost, der als "Austauschermittler" aus Hamburg an die Algarve kommt. Wie sich bald herausstellt ist er aufgrund seiner dem Asperger-Syndrom zuzuordnenden Eigenschaften nicht ganz einfach zu handhaben, weshalb er mehr oder weniger aus Deutschland ins Austauschprogramm abgeschoben wurde. So eckt er auch in seinem neuen portugiesischen Team am Anfang gewaltig an, bevor diese dann doch schnell (im Gegensatz zu den deutschen Kollegen?) erkennen, wie wertvoll Leanders Fähigkeiten wie das fotografische Gedächtnis für die Kriminalermittlung sein können. Der Autor springt bisweilen in die Innenansicht des autistischen Kommissars, so dass der Umgang mit dem Asperger auch ansatzweise Tiefe bekommt, reist kritische Punkte an, dennoch kommt immer wieder das Gefühl von Kautzigkeit wie man es von The Big Band-Theory und der Figur des Sheldon Cooper kennt, also das Sitcom-Gefühl. Irgendwie trifft der Autor für mich hier nie so richtig die Spur, auf der die Figur für mich gut erzählt wäre. Den "logischen Schuss" ins Kollegenbein fand ich z.B. definitiv too much. Dafür ist es an anderen Stellen wieder zu oberflächlich. Vielleicht ist der Krimi für den Inhalt einfach zu schnell wegerzählt?Ich bin auch kein großer Fan der Zufälle, wenn sie zu offensichtlich sind: Die portugiesische Kollegin Leanders hat zufällig keine Schwester, die sich mit Autismus auskennt und sich in Leander verliebt. Die Romantik-Schiene muss nicht immer bedient werden ...Ach ja, Mordopfer ist übrigens ein Deutscher, der sich als Privatdetektiv vor Ort selbstständig gemacht hat - eigentlich nicht sehr erfolgreich und mit den üblichen Beschattungsaufträgen. Der Mord gerät anfangs ein wenig in Vergessenheit, obwohl genau hier natürlich die eigentlich interessante Story ansetzt: Der Detektiv war einer Story auf der Spur, bei er es um ein großes Geschäft, um ein (nicht nur in Portugal) äußerst wertvolles Gut geht: Wasser. Und hier hätte ich mir echten Tiefgang erhofft, aber heraus kam eben eher ein leichter Fernsehkrimi.Der Krimi ist nicht unbedingt unangenehm zu lesen, auch nicht wirklich langweilig, aber auch nicht wirklich fesselnd wie ich es von einem Krimi im Allgemeinen oder von einem außergewöhnlich angelegten Protagonisten erwarten würde. Ich muss kein weiteres Buch aus dieser Reihe lesen.