Ein Klassiker des 20. Jahrhunderts! Es war eine Freude, diesen Roman zu lesen.
Das langsame Vergehen und Sterben wird schon zu Beginn mit der Schlussformel des Ave Maria eingewebt, zunächst nur als Rosenkranzgebet im fürstlichen Haus, dann in der so sinnlichen Beschreibung des Gartens. Der wirkt für den Fürsten beim Spaziergang am Abend wie ein Friedhof, sendet aber betörende Düfte aus, "ölig, fleischlich und leicht faulig": Nelken, Rosen, Magnolien, Minze, Akazie, Myrte und "ein erotischer Hauch von ersten Orangenblüten". Der Fürst erinnert sich an den Verwesungsgeruch, den ein toter Soldat verströmt hat, der sich einen Monat zuvor sterbend in den Garten gerettet hat. Mit der Erwähnung des Soldaten ist die Geschichte Italiens im 19. Jahrhundert in den Roman eingezogen, das Ende der Bourbonenherrschaft in Sizilien, die Freiheitskämpfe, die Landung Garibaldis, später die Einigung Italiens und der Aufstieg des Bürgertums. Der Untergang des Adelsgeschlechts der Salinas wird mit dem Tod des Fürsten besiegelt. Die Darstellung seines Sterbens, die Abrechnung mit seinem Leben, ist einer der Höhepunkte des Romans, metaphorisch als "das schreckliche Tosen in seinem Innern" beschrieben. Traurig und schön zugleich. Aber damit endet der Roman nicht: Im letzten Kapitel wird dem Sterben des Fürsten die Lächerlichkeit der Überlebenden seines Geschlechts gegenübergestellt. Die so verehrten Reliquien in der Hauskapelle haben sich als falsch erwiesen.
Unbedingt lesen! Wunderbar übersetzt von Burkhart Kroeber.