Heinrich von Kleists Der zerbrochne Krug ist ein Meilenstein der deutschen Theatergeschichte. Das Lustspiel revolutionierte mit seiner innovativen Struktur, den schnellen Dialogen und seinem geistreichen Witz die Komödie des frühen 19. Jahrhunderts. Kleists Theaterstück verbindet auf einzigartige Weise tragische Themen wie Machtmissbrauch und Vertrauensbruch mit Sprachwitz und volkstümlichem Humor. Die Uraufführung fand 1808 am Hoftheater in Weimar unter der Leitung von Johann Wolfgang Goethe statt. Sie war zwar ein Misserfolg; doch ab 1820 eroberte Der zerbrochne Krug die Theaterbühnen im Sturm. Heute zählt das Lustspiel um den Dorfrichter Adam, der über seine eigenen Missetaten zu Gericht sitzen muss, zu den am häufigsten aufgeführten Stücken im deutschsprachigen Raum.
Der zerbrochne Krug - ein Klassiker der deutschen Literatur
Späte Anerkennung: Kleists Einzug in die Reihen des deutschen Literaturkanons
Blieben seine Werke zu Lebzeiten noch unverstanden, hat Heinrich von Kleist heute einen festen Platz in den Reihen berühmter deutscher Autoren. Der zerbrochne Krug zählt zu den länderübergreifenden Abithemen 2026-28 - praktisch also, dass nicht nur der Primärtext in der Universal-Bibliothek zur Verfügung steht! Zusammen mit dem Lektüreschlüssel XL, der Lektürehilfe von Reclam, und Reclam Literaturunterricht, dem Unterrichtsmodell für Lehrerinnen und Lehrer, bleiben keine Fragen offen.
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Besprechung vom 21.02.2021
Wer soll das ernst nehmen, Gevatterchen?
Es war immer etwas schwierig, wenn über die Bücher, die man in der Schule lesen musste, behauptet wurde, dass sie besonders lustig seien. Man misstraute ihnen natürlich sofort, weshalb, als wir in der Oberstufe waren, unser Deutschlehrer am Ende auch nicht so richtig punkten konnte, als er mit uns Milan Kunderas "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" durchnahm (und sich damit natürlich sehr fortschrittlich vorkam), auf dessen Klappentext stand, dass er einer der "witzigsten" Romane der vergangenen Jahre sei.
Er war nicht "witzig". Genauso wenig wie das sogenannte "Lustspiel" (!) von Heinrich von Kleist, "Der zerbrochne Krug", in Klasse 9F3 "lustig" gewesen war. Es war sogar sehr unlustig. Von der ersten Seite an wurden dort kryptische Kalauer rausgehauen oder Merksätze wie "denn jeder trägt, den leid'gen Stein zum Anstoß in sich selbst", die wir laut vorlesen und uns dazu etwas einfallen lassen mussten. Diese Sätze, die hier alle so bedeutend sein sollten, versperrten aber völlig den Blick auf das, worum es eigentlich ging, und wieso dieser Richter Adam, der am Anfang offenbar aussieht, als habe man ihn zusammengeschlagen, seine nervige Perücke verloren hatte.
Dass die Figuren sich ständig "Gevatterchen!" nannten, trug auch nicht gerade dazu bei, dass wir das Stück irgendwie ernst nahmen. Und klar, "Adam" wollte was von "Eve", und ein Herr "Licht" wollte Licht in die Angelegenheit bringen. So weit, so originell. So schleppten wir uns von jedem bedeutungsschweren Satz zum nächsten. Und hätten es bestimmt viel besser gefunden, wenn Heinrich von Kleist, über den wir leider nicht erfuhren, dass er sich umgebracht hatte, "Tragödie" über sein Stück geschrieben hätte; das hätte vielversprechender geklungen und viel mehr nach dem, wie wir uns gerade fühlten. Dann wäre auch gleich viel besser zu erkennen gewesen, dass dieser Adam nicht lustig, sondern ein ekliger Lustmolch war, der nur herumredete, um von sich selbst abzulenken.
Aber dahin kamen wir nicht, weil, was er sagte, einfach überhaupt nicht auszuhalten war, schon mal gar nicht, wenn wir das laut vorlesen mussten: "Ein Krug! So! Ei! - Ei, wer zerbrach den Krug?" - "Wer ihn zerbrochen?" - "Ja, Gevatterchen." Sätze, die vor allem bewirkten, dass, wenn von da an (eigentlich bis heute) irgendjemand in launigem Ton besonders bedeutungsvoll daherkam, man immer nur dachte: "Genau, Gevatterchen."
Julia Encke
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