In Niederösterreich, im Mostviertel, geht ein Mörder. Der Primus der Mostbarone wird vor seinem Heurigen erschlagen. Die Konkurrenz steht unter Tatverdacht. Doch bei den Ermittlungen stößt Major Brandner auf weitere Verdächtige und Mordmotive. Bis noch ein Mord mitten im Mostviertel geschieht."Mostbarone" ist ein Regionalkrimi von Helmut Scharner, der seinen Ermittler Brandner schon in der Most-Trilogie auf Mörderjagd schickte. Es handelt sich hierbei um den vierten Band einer Krimireihe, der gut ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann.Major Brandner wird ins idyllische Mostviertel gerufen, wo ein Mostbaron direkt vor seinem Heurigen mit einer Mostflasche erschlagen wurde. Jetzt gilt es herauszufinden, wer der Mörder oder die Mörderin ist, weil es keine Beweise gibt. Aber Motive finden sich allerhand und dies nicht nur unter den Mostbaronen.Mit "Mostbarone" hat Helmut Scharner einen Krimi geschrieben, der punktgenau vor meiner Haustür spielt. In meinem Heimatort werden sogar Tatverdächtige verhört, während es Mostkreationen zu verköstigen gilt und die hiesige Landschaft das Gemüt hebt. Für mich war es aus diesem Grund eine besondere Leseerfahrung, weil ich sämtliche Schauplätze aus der Realität kenne und sie somit außerordentlich lebhaft vor Augen hatte. Zwar sind alle Figuren fiktiv, doch der historische und kulturelle Kontext entspricht der Wirklichkeit, was das Buch zum heimatlichen Lesevergnügen hebt. Anhand der Lektüre habe ich bemerkt, in welch schöner Gegend ich lebe und wie viel es rundherum zu entdecken gibt, obwohl es für mich alltäglich ist.Sehr ansprechend fand ich den Ausflug auf den Sonntagberg. Auf diesem Berg ist eine barocke Basilika gebaut, die sich am Gipfel über die Ortschaften im Ybbstal erhebt. Für mich gehören Berg und Kirche zu meinem Heimatgefühl dazu. Wenn ich von einer Reise nachhause komme und den Sonntagberg sehe, dann weiß ich, dass ich daheim angekommen bin All diese Schauplätze, die Stimmung und die Kultur sind realitätsgetreu beschrieben. Ausnahme bilden ein fiktives Hotel und die Auseen, die in Helmut Scharners "Mostbarone" - mit einem Augenzwinkern - mit paradiesischem Urlaubsflair versehen sind. Leider kommt das nicht einmal mit viel Fantasie an die echten Auseen heran und sorgt bei ortskundigen Leser:innen für Schmunzeln.Charmant wird die Mostkultur beschrieben, die mittlerweile den Most vom süffigen Alltagsgetränk zu einem edlen Tropfen gehoben hat. Scharner bedient sich für seinen Krimi der Mostbarone. Dabei handelt es sich um einen Verein, der sich der Erhaltung der Mostkultur verschrieben hat und die kulinarischen Traditionen um die Mostheurigen in Ehren hält.Der Krimi wird großteils aus Majors Brandners Perspektive erzählt, wobei seine Familie einen eigenen Part erhält. Dadurch wird die Region perfekt in Szene gesetzt, weil auf diese Weise viele Schauplätze von den Figuren besucht und im Krimi eingebunden werden. Der Kriminalfall an sich entspricht einem typischen Krimi, der vom Ermittler vorangetrieben wird. Interessant ist, dass es viele Verdächtige und keine Beweise gibt. Erst nach und nach ergeben die einzelnen Teile ein Gesamtbild und steuern auf einen gelungenen Abschluss zu.Der Twist am Ende war solide und hielt einige Überraschungen parat. Mir war früh klar, wer unter anderem mit dem Mord in Verbindung steht. Trotzdem waren die Zusammenhänge erst zu guter Letzt ersichtlich und ich empfand es als souverän eingefädelt.Negativ ist mir die Vorgehensweise bei den Ermittlungen von Major Brandner aufgefallen. Ich hätte an seiner Stelle eine bestimmte Personengruppe früher befragt, die kaum genauer betrachtet wird. Wahrscheinlich hätte das den Krimi zu schnell zu Ende gebracht.Mir hat "Mostbarone" richtig Spaß gemacht. Es hat mir gefallen, direkt vor meiner Haustür zu ermitteln und meine Gegend durch die kriminelle Lektüre neu zu entdecken. Ich denke, wer Regionalkrimis mag, wird damit angenehme Lesestunden haben. Kommissar Brandner im Mostviertel:1) Mostviertler2) Mostschlinge3) Mostviertler Jagd4) Mostbarone