Comedians, die Krimis schreiben - das kann, gerade bei angelsächsischen Autoren, ganz wunderbare Ergebnisse zur Folge haben. Der britische Stand-Up Comedian Ian Moore jedenfalls hat mit seinem britisch-französischen Ermittlerduo Richard und Valérie ein charmant-exzentrisches Doppel geschaffen. In "Mord und Croissants" lässt er den englischen Filmhistoriker, B&B-Betreiber im Tal der Loire und hingebungsvollen Halter dreier Legehennen mit den Namen Lana Turner, Ava Gardner und Joan Crawford erstmals mit der elegant-geheimnisvollen Französin Valérie d?Orcay (samt Chihuahua Passepartout) ermitteln. Im Fall von Richard eher unfreiwillig, denn der will vor allem seine Ruhe und einen gelegentlichen Pastis oder Wein, ansonsten aber seiner Leidenschaft für das goldene Zeitalter Hollywoods frönen. Da muss er dann auch nicht an seine allmählich zerfallende Ehe denken.Irgendwie fällt mir bei der Beschreibung Richards stets auch Archibald Leach ein, der männliche Protagonist aus "Ein Fisch namens Wanda". Liegt es an all den Komplexen und sozialen Normen der britischen Mittelklasse? Ein irgendwie zu schwach ausgeprägtes Selbstbewusstsein und die angewohnte Höflichkeit, die unter Kontinentaleuropäern irgendwie zum Wettbewerbsnachteil führt?Kein Wunder, dass sie Richard von der Wucht Valéries irgendwie überfahren vorkommt, denn die geheimnisvolle Unbekannte in seinem B&B reißt schnell Kontrolle und Kommando an sich, als ein verschwundener Pensionsgast plötzlich zu unerwartetem Detektivspiel führt, das gar auf eine Spur zur sizilianischen Mafia hinweist. Die Kluft zwischen den Temperamenten der beiden Protagonisten wie auch die lustvoll ausgespielten nationalen Stereotype, britische Ironie und exzentrische Nebenfiguren sorgen dafür, dass der Humor in diesem Cozy-Krimi nicht auf der Strecke bleibt. Das weckte Erwartungen für den Folgeband "Mord und Fromage", in dem das ungleiche Paar (wobei das mit dem Paar eher Wunschdenken Richards ist) erneut ermittelt und sich diesmal mit Ziegenkäse, Sterneköchen und den komplizierten Verhältnissen einer Ex-Hippiekommune auseinandersetzen muss. Fast scheint es zudem, als könne der Beginn einer wunderbaren Ermittlerfreundschaft zum Scheitern verurteilt werden, nämlich durch die andere Frau. Anders als im Hollywood Noir handelt es sich allerdings weniger um eine Femme Fatale als vielmehr um Richards Ehefrau, die hofft, ihre Ehe nicht nur retten zu können, sondern obendrein den sozialen Status als Professorengattin in Cambridge aufzuwerten. Richard, wie immer von energiegeladenen Frauen überfordert, sieht schon alle seine Träume die Loire herunterschwimmen - und was wird eigentlich aus den Hühnern?Ohne zu spoilern, soll immerhin schon so viel verraten werden: Weiteren Fällen von Richard und Valérie dürfte nichts im Wege stehen. Und vermutlich wird sich Richard auch dann fragen, was zum Teufel gerade passiert ist, auch wenn seine unvermuteten Geistesblitze, deren er sich nicht einmal bewusst ist, den Schlüssel zum Aufklärungserfolg bringen.Wer die Abenteuer des "Donnerstagsmordclub" mag, wird auch Richard und Valérie ins Leser-Herz schließen. Locker-leicht geschrieben und sich selbst nicht zu ernst nehmend, verbindet diese Reihe englischen Humor und französischen Charme. Encore, s?il vous-plait!