Mit 73 darf man doch noch etwas vom Leben erwarten, deshalb starten Lore und ihre Freundin Anneliese noch einmal richtig durch. Sie gründen eine Frauen-WG und begeben sich auf eine große Reise durch Deutschland.
Die Freundinnen Lore und Anneliese haben ihre Männer hinter sich gelassen und genießen zu zweit ihre Wohngemeinschaft. Jetzt möchten sie all das nachholen, wozu sie bisher keine Gelegenheit hatten. Als Annelieses Jugendfreund Ewald auf der Bildfläche erscheint, möchten ihn beide für sich gewinnen, die Idylle beginnt zu bröckeln. Erst müssen sie sich um Ewalds schwerkranke Frau kümmern und dann gilt es Ewald dingfest zu machen, denn auch er schätzt seine neu gewonnene Freiheit sehr.
Ingrid Noll erweckt die Charaktere der Frauen regelrecht zum Leben, man nimmt an ihren aufrichtigen Gedanken über Männer, perfekte Figuren, Lebenseinstellungen und geheimen Wünschen teil. Beide arrangieren sich und ihr Leben, lächeln über die Schwächen der anderen, aber wenn ein Mann im Spiel ist, kennen sie kein Pardon.
Ingrid Nolls Erzählweise sorgt für perfekte Unterhaltung, die Handlung ist spannend und die bösen Gedanken und giftigen Teemischungen werden fast beiläufig erwähnt. Nie würde man im wahren Leben hinter diesen zwei liebenswerten Frauen bösen Menschen vermuten. Denn Anneliese kennt sich mit dem Heilkräutern aus, damit lassen sich nicht nur Zipperlein beseitigen, sondern auch Störenfriede.
Ein typischer und perfekter Ingrid Noll-Roman, sie bleibt ihrem Erzählstil treu und es wird gleichermaßen böse wie humorvoll. Alten Menschen traut man selten etwas Böses zu, das ändert sich spätestens nach dieser Lektüre.