"Meine Geschichten handeln von kleinen Momenten, die groß für mich waren, und von großen Momenten, die achtlos an mir vorübergingen. [...] Ich wurde in eine bolivianische Familie aufgenommen, verlief mich in der Wildnis und schlief in einem Bordell. Ich spielte mit Kindern auf Massengräbern, erlebte einen Angriff auf mein Leben, begegnete nachts auf einer Drogenschmugglerstraße wohlwollenden Polizisten und wartete stundenlang vor politischen Straßensperren."Ich könnte es nun kurz fassen und sagen: solche ungewöhnlichen Geschichten schreibt das Leben und Jennifer lässt ihre Erlebnisse in ihrem Buch "Reisedepeschen aus Bolivien und Peru" noch einmal aufblühen und mit uns Revue passieren. Alles beginnt relativ spontan. Jennifer hat gerade das Studium beendet und irgendwie führt sie der Zufall nach Peru, wo sie als "Geschichtensucherin" mit einem kleinen Team für eine Fernsehdokumentation unterwegs ist. Zunächst landet sie allein in La Paz, Bolvien und macht hier ihre ersten ungewöhnlichen Entdeckungen. Es treibt sie dort durch die Straßen, vom Hexenmarkt zu den "Schaufenstern" der Toten. Sie trifft auf arbeitende Kinder und beginnt nach und nach ihre westlich geprägte Weltsicht zu hinterfragen. Und so geht es dann auch in Peru weiter. Jennifer berichtet von imposanten Erscheinungen der Natur, unverständlichen Begegnungen mit anderen Menschen und einer komplett anderen Kultur. Sie besucht von Touristen überlaufene Sehenswürdigkeiten, deren Eintritt für die Eingeborenen und Einwohner bereits zu teuer ist und macht Erfahrungen, die man scheinbar nur hier machen kann. "Zu Hause bedeutet Tod Dunkelheit. In La Paz habe ich auch Licht gesehen."Dieses Buch ist ein Kaleidoskop an Eindrücken voller Menschlichkeit, Überwältigung, Schönheit, Tragik, Offenheit, Kraft, Hingabe... Jennifer schildert sehr eindrucksvoll ihre verschiedensten Eindrücke und Begegnungen während der Reise. Es ist so ein Buch, das Lust auf fremde Kulturen macht, den Entdeckergeist schürt, aber auch sehr bewegt. Mir waren einige Situationen so touristisch unangenehm und gleichzeitig auch so faszinierend und interessant, dass es teilweise einem 'hinter die Kulissen schauen' gleicht. Peru und Bolivien sind so spannende, konträre Gegenden, die stark von der Natur und der Geschichte geprägt sind, aber eben auch das Zuhause einer fremden Kultur und Menschen mit ihren Schicksalen birgt, die wiederum mit den Abgründen der dortigen Systeme und dieses touristischen Wesen zu kämpfen haben. Ich würde nun gerne auf unzählige einzelne Geschichten aus dem Buch und die daraus resultierenden Gedanken eingehen, die Bilder von den Menschen, Gebäuden und Orten zeigen und noch zig Mal sagen, dass dieses Buch mich begeistert hat, aber ihr müsst es einfach selbst entdecken und Jennifers Erzählung folgen. Sie erzählt locker, leicht und wahnsinnig sympathisch von allen möglichen Situationen, die ihr besonders in Erinnerung geblieben sind und ich meine auch, dass gerade diese Erlebnisse sie sehr geprägt haben. Es gleicht einem sehr unterhaltsamen und spannenden Diavortrag. Man spürt mit jeder Seite ihre Begeisterung und wie man merkt, es steckt an. Und könnte ich mich nun fürs Fliegen und lange Reisen begeistern, würde ich wahrscheinlich auch an dieser Stelle bereits meinen nächsten Urlaub buchen. Es ist toll. Ich bin von der Gegend fasziniert und habe mir häufig Gedanken über die geschilderten Begegnungen gemacht. Die westliche Sicht ist dann ja doch eine ganz andere und von ganz anderen Eindrücken und Meinungen geprägt und gerade für diesen Blick über den Tellerrand hinaus, liebe ich solch persönlichen und ansteckenden Reiseberichte. Und so hoffe ich nun auch, dass die "Reisedepeschen aus Bolivien un Peru" noch viele andere erreichen, begeistern und faszinieren können.