GELESEN: John Grisham - "Die Begnadigung"
Erschienen 2005
478 Seiten
Präsident Arthur Morgan und sein Handlanger Critz verbringen ihren letzten Tag im Oval Office, bevor der neu gewählte Präsident Einzug hält.
Eine große Sache steht noch an, nämlich die Begnadigung von Joel Backman, der seinerzeit durch üble Machenschaften Arthur Morgan ins Amt verholfen hat.
Backman war der Chef der größten Anwaltskanzlei, gelegen auf der New York Avenue in Washington im 7. Stock, mit Blick auf das Weiße Haus. Seine Mandanten zählten zu den prominentesten Personen. Integer waren sie meist nicht. Das Gegenteil der Fall. Was sie verband war Geld, und zwar viel Geld, und so war Backman nicht nur reich und berühmt, sondern auch ein Gauner, denn das verdiente Geld stammte auch aus dunklen Kanälen. Backman vertrat nicht nur US-Bürger, sondern hatte Mandanten auf der ganzen Welt.
Sein Arbeitstag endete so gut wie nie, und er war geldgierig, was ihm letztendlich zum Verhängnis wurde. Er ließ sich diesmal in ganz dunkle Geschäfte ein, in denen es nicht mehr um Millionen, sondern um Milliarden ging, und dafür ging er dann letztendlich auch in die Strafvollzugsanstalt Rudley Federal Correctional Facility. Das Urteil lautete 20 Jahre Einzelhaft.
Diese Begnadigung strebte nicht nur Morgan, sondern auch Teddy Maynard, der Direktor des CIA, an, der sich zu diesem Zweck mit seinem Stab ins Weiße Haus begab. Maynard hatte Pläne, letztendlich Backman in Freiheit nicht lange am Leben zu lassen.
Mit der Haftentlassung nach 6 Jahren wurde Backman vollkommen überrumpelt. Bei Nacht und Nebel holte man ihn ab, bis die vorläufige Reise in Treviso in Italien endete. Stets von Luigi begleitet, verschaffte man ihm eine neue Identität. Sein Name lautete jetzt Marco Lazzeri und Italienisch sollte zu seiner neuen Muttersprache werden. Luigi lehrte ihm alles, was er als Person in Norditalien wissen muss. In einem durchschnittlich guten Hotelzimmer wurde er untergebracht, sein Kleiderschrank war schlicht, aber elegant eingerichtet, und zum Speisen gingen die beiden Herren in täglich wechselnde Gaststätten. Marco lernte die Gepflogenheiten der Speisefolgen und in seiner mehr als gut bemessenen Freizeit zusammen mit Ermanno die italienische Sprache. Ehrgeizig wie "Marco" zeitlebens war, paukte er jede freie Minute und überforderte damit fast seinen Lehrer Ermanno, einen "angeblichen" Studenten, der recht ärmlich hauste und den er zweimal täglich für mehrere Stunden aufsuchte.
Recht schnell durfte "Marco" auch alleine unterwegs sein, um sich in seinem neuen Leben zurechtzufinden. Dass er stets unter Beobachtung war, entging ihm natürlich nicht.
Nach einigen Tagen wurde Marco wieder "umgesiedelt". Diesmal ging es nach Bologna. Zuerst in eine primitive Unterkunft und wieder einige Tage später in eine sehr passable Wohnung. Im Nebenhaus hatte sich Luigi einquartiert und mit ihm Überwachungskameras, Bildschirme und alles, was zur Beobachtung Marcos wichtig war.
Je länger Marco in Bologna lebte, zweimal täglich Sprachunterricht hatte und ansonsten in seiner Freizeit die Stadt inspizierte, desto mehr bemerkte er, dass er stets verfolgt wurde. Als sein Sprachlehrer Ermanno die Lust verlor, bekam er auf Bitte Signora Francesca "zugeteilt". Eigentlich war sie Fremdenführerin, hatte aber in den Wintermonaten "Luft" und benötigte auch Geld, da ihr Ehemann, an einem Gehirntumor leidend, im Sterben lag. Francesca hatte eine andere Methode die italienische Sprache zu vermitteln. Auf langen ausgedehnten Spaziergängen lernte Marco noch intensiver die Sprache. Francesca wurde nach und nach Marcos Vertraute.
Dass er nicht bleiben konnte, wo er war, wurde ihm von Tag zu Tag bewusster. Spaziergänge ohne Verfolger waren nicht mehr möglich, und sein Fluchtplan nahm Gestalt an.
"Die Begnadigung" ist auch insofern interessant, als dass hier ein scheiternder US-Präsident aufgezeichnet wird, der große Ähnlichkeiten mit dem kürzlich abgewählten 45. Präsident aufweist.
Dieses Buch hat mich sehr gut unterhalten, auch wenn es schon älteren Datums ist, und somit kann ich es sehr empfehlen.