Das neue Bilderbuch der Autorin Judith Zacharias-Hellwig trägt den Titel Das kleine Kunterbunt und ist die Fortsetzung ihres Buches Die Sehnsucht des kleinen Orange . Die kleinen und großen Betroffenen mussten sich im ersten Bilderbuch mit einer häufigen, aber deshalb für ein Kind nicht weniger traumatisierenden Situation auseinandersetzen: der Trennung der Eltern. Natürlich endet mit der Trennung nicht die gemeinsame Lebensgeschichte von Kind, Mutter und Vater.
Und so ist es nur konsequent, dass die Autorin die Geschichte des kleinen Orange weiterspinnt und aufzeigt, mit welchen weiteren Situationen ein Kind in einer solchen Trennungssituation noch konfrontiert wird: Beispielsweise können ein Stiefvater, eine Stiefmutter oder sogar beides das Kind fordern. Der Untertitel des Buches lautet daher auch Eine Geschichte über Patchworkfamilien und Bonuseltern und weist die Richtung, in die die Erfahrungen des kleinen Kunterbunt einige Zeit nach der Trennung der Eltern gehen.
Früher war das kleine Orange einfach nur Orange und glücklich. Mama Rot und Papa Gelb schenkten ihm Geborgenheit und Wärme. Bis zu dem Tag, als beide sich trennten. Mal wohnt das Kind jetzt im kleinen Häuschen bei Mama, mal in der Wohnung am Ende der Stadt bei Papa. Zu seinem Orange kamen die Farben Rot und Gelb hinzu, und so wurde es zum Kunterbunt oder fast zum Kunterbunt. Denn dazu sollte noch ein wichtiger Schritt fehlen Eines Tages verliebte Papa Gelb sich nämlich in Frau Blau, und das kleine Kunterbunt macht Bekanntschaft mit der neuen Freundin seines Vaters. Und irgendwann geschehen spannende Dinge: Zu seinem Rot, Gelb und Orange nimmt Kunterbunt tatsächlich auch ein wenig Blau an, und so ist das kleine Kunterbunt um eine weitere Farbe reicher!
Die Themen Stieffamilie, Stiefvater und Stiefmutter sind Probleme, die die ausgebildete Erzieherin und Familientherapeutin Judith Zacharias-Hellwig aus ihrer Tätigkeit als systemische Therapeutin und Supervisorin gut kennt. Sie weist mit dem vorliegenden Bilderbuch betroffenen Familien den Weg, wie mit der ungewohnten und für das Kind angstbesetzten Situation umgegangen werden kann. Schließlich ist es normal, dass getrennte Eltern sich wieder neu binden, und wenn die Voraussetzungen stimmen, kann auch das Kind durchaus profitieren. Das ist das, was der dänische Familientherapeut Jesper Juul als Bonus-Eltern bezeichnet. Zunächst Fremdes kann zur echten Bereicherung werden, was übrigens auch auf das interkulturelle Miteinander übertragen werden kann. Das vorliegende 32 Seiten starke und farbig illustrierte Buch gibt dabei pädagogische Hilfestellung.