Vielen gilt Jules Verne als einer der Wegbereiter der Science-Fiction-Literatur; ich sehe ihn eher als sehr technikgläubigen Visionär mit großem erzählerischen Talent. 1828 geboren erlebte Verne eine Zeit, in der die Natur- und Ingenieurwissenschaften in rascher Folge bahnbrechende Entdeckungen und Erfindungen machten, die zu tiefgehenden gesellschaftlichen Veränderungen führten. So verwundert es nicht wirklich, dass Verne eine große Technikbegeisterung entwickelte und neueste Erfindungen in vielen seiner Romanen eine zentrale Rolle spielen. Aber wie detailverliebt der studierte Jurist Maschinen, chemische und physikalische Vorgänge schildert, fasziniert mich immer wieder aufs Neue.So auch im vorliegenden Roman, wenn er für eine erste bemannte Raumfahrt gleich drei Menschen zum Mond fliegen lässt. Zwar nicht in einer Rakete, sondern in einem riesigen Hohlprojektil, abgefeuert von einer riesigen Kanone, doch wirkt alles sehr glaubhaft. Die Geschichte ist als satirische Kritik am damaligen Militarismus zu lesen und als solche sehr gelungen, etwa, wenn mit beißendem Spott ausgerechnet wird, dass die kriegsbegeisterten Mitglieder des "Gun-Clubs" nur noch einen Arm pro vier Personen, dafür umso mehr Prothesen und Krücken aufweisen können.Einzig Vernes Hang zu schier endlosen Aufzählungen strapaziert meine Geduld als Leserin auch in diesem Roman ab und an. Und man sollte - abgesehen vom rasanten Ende - nicht allzu viel Action erwarten. Doch vermag Verne auch ohne diese reichlich Spannung zu erzeugen.Fazit: Nicht unbedingt das beste unter Vernes zahlreichen Büchern, aber doch ein lesenswertes!