Kai Wiesinger widmet sich in "Der Lack ist ab" der Baustelle des Älterwerdens aus der Sicht eines Mannes. Und was da alles zum Vorschein kommt ist nicht nur brüllend komisch und voller Selbstironie geschildert, es ist vor allen Dingen mitten aus dem Leben gegriffen und daher bestens bekannt.Egal ob die gefühlte Schriftgröße 126 auf dem Handy eingestellt, heimlich die Lesebrille im Drogeriemarkt gekauft wird oder inkognito das Haarfärbemittel den Weg erst ins heimische Badezimmer und dann auf des Mannes Haupt findet - Wiesinger schildert alles mit Augenzwinkern, einer großen Portion Humor und trotzdem mit einer gewissen Ernsthaftigkeit.Da wird von nachlassender Spannkraft in der Körpermitte gesprochen, wenn statt Sixpack das Bauchfett präsent ist, von schwindendem Erinnerungsvermögen, lebensnotwendigen Untersuchungen beim Urologen und von der Frage, ob Mann im fortgeschrittenen Alter noch noch einmal Vater werden sollte.Das Buch ist schräg und voller frecher Seitenhiebe, packt ernste Themen nicht mit Samthandschuhen, sondern mit dem nötigen Respekt an und zeigt auf, dass Männer genauso unter der schwindenden Attraktivität leiden wie Frauen.Ein bisschen stört mich, dass Wiesinger hier zu oft auf das Glas Wein, die Flasche Bier oder den schnelle Wodka zwischendurch zur Sprache kommt, obwohl er betont, dass er übermäßigen Alkoholkonsum nicht verherrlichen möchte. Trotzdem hinterlässt dieses Thema einen leicht bitteren Nachgeschmack und sorgt dafür, dass ich einen Stern abziehen muss.Ansonsten eine sehr kurzweilige Lektüre, die die wundersamen Eigenarten der Männer beim Älterwerden näher beleuchtet.