In einer kalten Winternacht beobachtet Stella einen Überfall auf der Brache vor ihrem Haus. Die Polizei findet zwar Spuren eines Kampfes, eine zerbrochene Flasche und Blut, hegen jedoch deutliche Zweifel an Stellas Aussagen. Am nächsten Tag wird die dreizehnjährige Emily von ihrem Stiefvater ins Krankenhaus gebracht, weil sie blutend zusammengebrochen ist. Auch ihre gleichaltrige Cousine Zig muss wegen Verletzungen behandelt werden. Was genau ist passiert?Katherena Vermette ist Filmemacherin, Lyrikerin und Schriftstellerin. "Was in jener Nacht geschah" ist ihr Debütroman. Die Autorin erzählt aus wechselnden Perspektiven die Geschehnisse dieser kalten Winternacht. Nach und nach fügt sich aus den einzelnen Teilen ein Ganzes zusammen. Zu Anfang fand ich es nicht so leicht, den Überblick über die einzelnen Personen und ihre Beziehung zueinander zu behalten. Ein Stammbaum am Ende des Buches erleichtert die Zuordnung.Stella, Emily und Zig sind Indigene. Rassismus, Gewalt, Verzweiflung, Drogen sind Teil des Alltags in dem Teil der Stadt, in dem sie wohnen. Katherena Vermette beschränkt sich jedoch nicht auf die Ereignisse der Nacht und der Suche nach den Tätern, sondern schreibt eine Familiengeschichte, nein eine Frauengeschichte, denn es sind hauptsächlich die Frauen, die hier zu Wort kommen und die die Familie zusammenhalten, wenn man von den beiden Polizisten, dem jungen idealistischen Scott und dem älteren desillusionierten Christie mal absieht. Vermette ist selbst kanadische Ureinwohnerin und weiß, worüber sie schreibt. Sie tut das mit einer ungeheuren Intensität. Ihre Wortwahl ist derart, dass die Demütigungen und Traumata der Leserin deutlich vor Augen stehen. Hoffnung macht die Liebe der Mütter zu ihren Kindern und umgekehrt, die ebenfalls spürbar ist.Fazit: ein Roman, der unter die Haut geht und nachwirkt