Katja Oskamp ist Mitte vierzig, als sie beschließt, Fußpflegerin zu werden. Ihr Mann ist krank, das Kind aus dem Haus und von der Schriftstellerei allein kann sie nicht leben. Sie arbeitet nach der Ausbildung zur Fußpflegerin im Kosmetiksalon einer Freundin in Berlin-Marzahn. Was für die meisten eher abschreckend ist, sieht Katja Oskamp als Chance: sie erzählt von ihrer Arbeit und von all den Menschen, die ihre Kunden sind.
Ich kannte Katja Oskamp vorher nicht, aber dass eine Schriftstellerin Fußpflegerin wird und darüber ein Buch schreibt, fand ich sehr interessant. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Das Buch ist in übersichtliche Kapitel unterteilt, angefangen bei der Ausbildung. Es wird in jedem Kapitel ein Kunde vorgestellt, der einen Termin bei ihr hat. Die Autorin beschreibt wunderbar jeden einzelnen Charakter mit seinen Ängsten, Nöten und Hoffnungen. Sie findet dabei ihre eigene Sprache, oft mit Witz und Charme, aber immer respektvoll.
Auf dem "pinkfarbenen Fußpflegethron", wie sie ihn nennt, sind alle gleich. Es kommen vorwiegend ältere Menschen, aber auch Jugendliche suchen gelegentlich die Fußpflege auf und sogar die 5-jährige Mizzi bekommt ihre Behandlung. Ihre Kunden kommen aus allen Schichten der Gesellschaft. Katja Oskamp übt ihren neuen Beruf mit Herz und viel Geduld aus, man merkt beim Lesen schnell, dass sie sich nie verbiegt, jedem Kunden mit Empathie begegnet und ihre Arbeit mag.
Einziger kleiner Kritikpunkt ist für mich das Cover. Es fällt auf den ersten Blick nur durch die pinke Schrift auf, erst beim zweiten Hinschauen erkennt man die typische Balkonfront eines Plattenbaus in Berlin.
Das Buch ist mit knapp 140 Seiten überschaubar, aber Katja Oskamp schafft es, auf jeden einzelnen Charakter einzugehen und seine Eigenheiten wiederzugeben, dass man oft lachen muss und sich fragt, warum dieser Beruf eigentlich so verpönt in der Gesellschaft ist und ihm nicht mehr Wichtigkeit zukommt. Mich hat Katja Oskamp überzeugt und in eine mir fremde Welt mitgenommen. Es lohnt sich, sich auf diese ungewohnte Thema einzulassen!