Lenz Koppelstätter läßt uns in seinem dritten Südtirolkrimi Nachts am Brenner" auf 325 Seiten mit Commissario Grauner in seinem bisher wohl persönlichsten Fall ermitteln.
In den frühen Morgenstunden findet der Bahnvorsteher Giuseppe Bertoldo auf dem Weg zur Arbeit die sterblichen Überreste vom Greis Jakob Voltinger. Jakob Voltinger wurde brutal, ja bestialisch ermordet. Wer tut so etwas? Ein greiser Mann der sicher nicht mehr lange zu leben hat. Warum musste er auf diese Art und Weise sterben?
Bei der Durchsuchung des Hauses von Voltinger wird Commissario Grauner das erste Mal mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Er wird schlagartig an sein eigenes dramatisches Familienschicksal erinnert. Er findet eine Visitenkarte mit dem Namen des Mannes, der schon vor vielen Jahren gestorben sein soll. Dennoch wurde der vermeintlich Tote am Hof von Grauners Eltern gesehen. In jener Nacht, in der er zum Waisen wurde. Sein Vater erschossen, seine Mutter erdrosselt. Bis heute waren die Umstände nicht aufgeklärt. Bis heute holten Grauner bei jeder Möglichkeit die Dämonen der Vergangenheit ihn ein.
Als dann auch noch ein Freund von Jakob Voltinger ermordet wird, müssen Grauner und sein neapolitanischer Ispettore Claudia Saltapepe sich beeilen bevor noch mehr Menschen zu Mordopfer werden.
Ein Wettlauf gegen Zeit und immer der Wahrheit auf den Fersen beginnt. Grauner kann sich nicht Staatsanwalt Belli um seine Vergangenheit und Befangenheit in diesem Fall anvertrauen und ermittelt auf eigene Faust in der Vergangenheit seiner Eltern. Durch die Unterstützung seines Ispettore und seiner Assistentin Tappeiner und schliesslich auch die Unterstützung des Staatsanwaltes decken Grauner und sein Team ein vor 70 Jahren geschehenes Verbrechen auf.
Wir erfahren in diesem Krimi über die Nachkriegszeit am Brenner. Über den Schmuggel von alten NS-Offizieren über den Brennerpass nach Süden. Mit neuen Idenditäten tauchten viele hochrangige Kriegsoffiziere über den Brenner ab. Sie fanden in den jungen Burschen aus dem Eisacktal und Wipptal gute Führer über die Berge in ein neues Leben.
Lenz Koppelstätter zeigt wunderbar vom damaligen auf das heutige Leid der vielen Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Europa kommen. Von Flüchtlingen die auf der Flucht vor Menschen mordenden Fanatisten sind. Wie sie vom einfachen Volk oft ohne vieler Worte mit lebensnotwendigen Dingen versorgt und von raffgierigen, nimmersatten Verbrechern ausgenutzt werden. Wir bekommen einen Eindruck wie skrupellos machthungrige Menschen sein können. Wie wenig doch das Leben anderer wert ist, wenn doch nur das eigene in trockenen Tüchern ist.
Auch der dritte Fall vom Commissario ist absolut lesenswert. Allein um die Geschichte vom Commissarios Vergangenheit, von der Aufklärung des Doppelmordes an seinen Eltern und den kleinen Veränderungen im Leben lohnt es sich, dieses Buch zu kaufen.