Kurz: War es das beste Buch, das ich je gelesen habe? Nein. Würde ich es jemandem weiterempfehlen? Ja, wenn die Person ein gewisses Interesse an Geschichte hat und nicht davon abgeneigt ist, über das Leben einer Frau aus Brasilien 1928 zu lesen, welche die sexistischen Haltungen der Zeit nicht der Romanze wegen verschönert.
Als sture Fantasyliebhaberin war ich am Anfang nicht sehr überzeugt davon, dass mich eine normale Romanze begeistern würde. Dann habe ich das letzte Buch der Reihe über Pa Salt im Buchladen gesehen und mir gedacht "hm, das klingt doch nicht so schlecht", hab es aber doch liegen gelassen. Das Buch ging mir dann aber nicht mehr aus dem Kopf, also habe ich mir den ersten Teil bestellt. Nachträglich habe ich auf goodreads einige Kommentare dazu gelesen die mich an meiner Entscheidung haben zweifeln lassen, doch ich wollte dem Buch eine Chance geben, da es ja doch viele Leute zu geben schien, denen das Buch gefallen hat.
Ich muss sagen, ich war positiv überrascht von dem Buch. Der mysteriöse Pa Salt und sein Reichtum aus unbekannten Quellen hat mich neugierig gemacht, ebenso seine Entscheidung Babies aus aller Welt zu adoptieren und erst nach seinem Tod Hinweise herzugeben, wo genau sie denn alle herkamen. Das erste Buch dreht sich nun um Maia, die älteste der sieben Schwestern und ihrem Heimatland Brasilien. Ich finde es brilliant, wie Lucinda Riley es geschafft hat die Geschichte von Maia und ihrer Urgroßmutter Izabela Rosa Bonifacio zu erzählen, ohne das es einem vorkommt wie eine Folge von "Vermisst". Anstatt das dem Leser von einer der Personen im Buch über Izabela erzählt wird, übergibt Riley der jungen Frau selbst das sprichwörtliche Mikrofon. Jedes Mal wenn Maia Neuigkeiten über ihre Urgroßmutter erfährt, tauchen wir in ihre eigene Welt ein und erfahren hautnah wie sich Izabela in ihrer Situation gefühlt hat. Das Buch hat etwas von einem Geschichtsroman, einem Drama und doch einer süßen Romanze, die sich gut in die Geschichte einfügt und nicht erzwungen erscheint. Das Buch erklärt einem genügend über Maia und ihre Geschichte, so dass man es gut als alleinstehende Story lesen kann. Allerdings bleiben genügend Fragen offen, sowohl über Pa Salt als auch die anderen Schwestern, dass doch genügend Neugier in einem bleibt um die anderen Bücher der Serie zu kaufen.
Falls noch jemand die Kommentare auf goodreads gelesen hat, kann ich guten Gewissens sagen, dass die meisten negativen Kommentare kaum Fuß fassen. Weder ist Floriano (wer das ist müsst ihr selbst herausfinden ;-)) ein sexistisches A******** oder beleidigt Maia für ihr Outfit, noch werden die Namen der Charaktere unnatürlich oft benutzt (außer vielleicht der von Pa Salts Anwalt). Die Aussage, dass das Jugendamt es nie zulassen würde, dass ein alleinstehender reicher Mann sieben kleine Babies adoptiert, ist auch eine sehr fragwürdige Äußerung. Warum nicht? Den Kindern geht es gut, sie haben 2 Frauen die sich um sie kümmern wenn Pa Salt nicht da ist und es besteht kein Grund die Motive des Mannes zu hinterfragen. Auch der Kommentar, dass es unnatürlich ist, wie schnell die Schwestern nach dem Tod Pa Salts wieder getrennter Wege gehen, ist aus meiner Sicht nicht gerechtfertigt.
>>>>>Leichte Spoiler<<<<<
Maia war die Erste die von Pa Salts Tod erfahren hat, danach hat sie versucht ihre Schwestern aus aller Welt zu erreichen. Bis alle Schwestern nacheinander in ihrem alten Zuhause auftauchen, sind 4 Tage vergangen. Dann verbringen sie noch zwei Tage gemeinsam und müssen dann wieder los, wegen ihrer Arbeit oder ihrem Studium. Sie waren also ca. eine Woche zusammen. Ich weiß jetzt nicht ob der/die Kommentator*in meint, dass sie jetzt für Monate gemeinsam vor sich hin weinen sollten, aber wenn man das Buch aufmerksam gelesen hat, kann man erkennen, dass ein paar der Schwestern sich dabei die Köpfe eingeschlagen hätten. Für mich ist es eine natürliche Reaktion, nach so etwas Unerwartetem wie dem Tod eines geliebten Familienmitglieds sich nach Stabilität zu sehnen, welche für die Schwestern nicht aus der Beziehung zueinander, sondern aus ihrem Alltag kommt. Die sechs Frauen sehen sich sehr selten, alle führen ihre eigenen Leben und sind vom Charakter her so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Mir wäre es sehr ungewöhnlich vorgekommen wenn die pragmatische CeCe und die emotionale Elektra länger als zwei Tage miteinander hätten aushalten können, was sie in der Geschichte kaum geschafft haben.