Besprechung vom 29.10.2020
Zum Frühstück Kamberkrebs
Der Wanderer wacht auf, geht zum Fluss, fängt mit der Hand einen Krebs, köpft ihn und macht sich daraus ein Frühstück. Alaska? Kanada? Nein, Pfälzerwald. Der Biologe Manuel Larbig ist gemeinsam mit seinem Hund sechs Wochen durch Deutschland gewandert, von Saarbrücken nach Eberswalde. Er ernährt sich von dem, was die Wälder hergeben, und von einer Tafel Schokolade am Tag. Sonst führt er Wildkräuterworkshops und Survivalkurse. Er kennt sich also aus. Aber sein Buch hat nichts vom Haudegen-Survival-Duktus. Er wolle einfach dazu ermuntern, rauszugehen. Ihm selbst sei das Naturerlebnis wichtiger als die reine Herausforderung. Außer seinen Erlebnissen liefert er Praxistipps zu Planung, Ernährung oder etwa zur rechtlichen Lage, ob und wie man im Wald übernachten darf. Er beschreibt seine Lagerplätze von Laubmatratze über Schrägdachhütte zu Laubhütte - ein Unterschlupf, in den ein liegender Mensch so gerade hineinpasst. Sie zu bauen dauert zwei Stunden. Dann grillt er Heuschrecken. Isst Schnellkäferlarven, seine Leibspeise, warnt hingegen vor Kellerasseln, sie schmeckten barbarisch. Larbig romantisiert das Draußensein nicht. So hat er ein grundsympathisches und informatives Buch geschrieben. Sein Frühstückskrebs übrigens war ein Kamberkrebs, eine eingewanderte Spezies, die einheimische Arten bedroht. So war der Snack auch noch eine gute Tat.
bär
"Waldwandern. Von der Sehnsucht nach Wildnis und Nächten unter freiem Himmel" von Manuel Larbig. Penguin Verlag, München 2020. 320 Seiten. Broschiert
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