Gemütlicher und etwas altmodischer Weihnachts-Krimi
In einem offenen Bücherschrank machte ich vor einiger Zeit eine Entdeckung: Die Krimiautorin Maria Lang, auch die schwedische Agatha Christie genannt. Frau Lang war eine äußerst produktive Autorin, ihre Bücher erschienen ab 1949. Die "Tragödie auf einem Landfriedhof" wurde 1954 publiziert.Das Buch ist ein stimmungsvoller Weihnachts- und Winterkrimi. Im kleinen Weiler Västlinge haben sich im Pfarrhof Gäste zum gemeinsamen Fest versammelt. Außer dem verwitweten Pastor und seiner 11jährigen Tochter Lotte, verbringen der ältere Bruder des Pastors und dessen Tochter Puck samt Ehemann Einar die Tage gemeinsam. Für das Wohl sorgt die vorbildliche Haushälterin Hjördis Holm.Dann schneit am Weihnachtsabend die aufgelöste Barbara Sandell herein. Ihr Ehemann ist verschwunden, er wollte nur noch die Abrechnung in seinem Laden machen und nun fehlt jede Spur von ihm. Gemeinsam begibt man sich auf die Suche und Puck findet seine Leiche versteckt unter der Ladentheke. Da es keine Fremden im Ort gibt, der Schneefall hätte für entsprechende Spuren gesorgt, muss der Mörder aus der kleinen Dorfgemeinschaft stammen und die Pastorsfamilie und später auch der herbeigerufene Kommissar machen sich auf die Suche.Die Konstellation ist wirklich ganz klassisch. Ein überschaubarer Rahmen von Mitwirkenden, ein durch die Witterungsverhältnisse abgeschiedener Tatort und ein rätselhafter Mord. Nach und nach lernen wir die Bewohner und ihre - manchmal recht belastenden - Geheimnisse kennen. Die Frage nach "Wer ist der Täter" stellt die Autorin durchaus auch ihren Lesern, ganz wie ihre Zeitgenossin Agatha Christie, jedenfalls ich fühlte mich zum Miträtseln aufgefordert.Man merkt dem Buch, bis auf einige Kleinigkeiten, kaum sein Alter an. Es gibt weder Bezüge, noch zeitgeschichtliche Ereignisse an denen man sich orientieren könnte. Maria Lang hat ihre Handlung völlig neutral gehalten. Lediglich an einigen Figuren erkennt man das Alter. Da genügt schon eine gelbe Lederjacke um als jugendlicher Rebell durchzugehen. Und die Witwe mit anliegender Kleidung, blonden Locken und Lippenstift (!)wird dann natürlich auch gleich als etwas leichtlebig von den Dorfbewohner abgetan, zumal ihr Ehemann um einiges älter war.Der Schreibstil ist wirklich etwas betulich, aber stilistisch durchaus niveauvoll. Sehr schön werden die winterliche Landschaft und die Atmosphäre der Weihnachtstage eingefangen. Pfarrhaus-Krimis könnte man ja fast schon als eigenständiges Genre einordnen und dieses Buch passt perfekt.Die Autorin wurde vor einigen Jahren wieder entdeckt und einige Bücher auch für das schwedische Fernsehen verfilmt, aber das scheint keinen besonderen Boom ausgelöst zu haben, denn nach zwei Veröffentlichen in Deutschland war wieder Schluss.