KaDeWe - es geht weiter
Zweiter Teil der Kaufhaus-Saga. Und dieser streckt sich! Die Protagonisten kennt man schon aus dem ersten Teil und hier geht es nun weiter, nachdem das KaDeWe an die Tietz-Gruppe verkauft wurde. Das Nazitum schreitet weiter voran, eine Kanzlerwahl jagt die nächste, während die Weltwirtschaftskrise die Menschen immer ärmer macht. Das KaDeWe leuchtet weiter im Glanz, schon damals gab es sowas wie "Festival of Lights", was gerade diese Woche wieder in Berlin stattfand. Auch die Neueröffnung der Kaufhauserweiterung mit mehreren neuen Etagen wird eindrucksvoll beschrieben. Nichtsdestotrotz kommt es zur zunehmenden "Arisierung". Juden dürfen nicht mehr in der Öffentlichkeit Berufe nachgehen und sind so etwa als Verläuferin im KaDeWe obselet. Auch an Universitäten dürfen Juden kein Lehramt mehr ausüben und so findet sich Judith Bergmann, die Tochter des Prokuristen des KaDeWe, bald ohne Aufgabe wieder. Plastisch dargestellt die langanhaltende und intensive Phase der Bücherverbrennungen. Elektronische Medien gab es ja damals noch nicht und so ist das Verbrennen von Literatur und Schriften in Zeiten der Zensur sehr effektiv. Judith kann ihre Doktorarbeit nur durch Verstecken retten, schliesslich enthält sie auch "jüdisches Gedankengut". Wenigstens das Liebesglück ist ihr hold und so heiratet sie den englischen Journalisten, der sie auf dem Kurfürstendamm vor der Attacke eines ihrer Studenten gerettet hat. Der Abschied aus Deutschland fällt ihr leicht, nachdem sich die Arisierung auch in der Konzerleitung von Tietz fortsetzt und alle jüdischen Geschäftsführer entlässt. Als Ausgleich beendet die NSDAP alle Blockaden und Attacken gegen jüdische Kaufhäuser. Aber der wirtschaftliche Schaden ist schon zu gross. Durch den fehlenden Umsatz können auch Lieferanten nicht mehr bezahlt werden, der gigantische Schuldenberg wird von einem Bankenkonsortium übernommen. Aus Tietz wird Hertie, die Arisierung und Gleichschaltung ist abgeschlossen. PS: zu diesem Prozess gibt es noch die Studie Verfolgt, "arisiert", wiedergutgemacht?, von Johannes Bähr und Ingo Köhler, aber das wären noch weitere 500 Seitden zu lesen.