Warum Russlands imperiale Vergangenheit zu einer antiwestlichen Politik führt - Geschichte einer fatalen Tradition Vor dem 24. Februar 2022 erschien Putins Regime vielen Beobachtern vor allem am eigenen Machterhalt und der persönlichen Bereicherung interessiert zu sein. Doch der neuerliche Angriff auf die Ukraine, die Brutalität der Kriegsführung und die Hasspropaganda in den Staatsmedien lassen sich damit nicht wirklich erklären. Der bekannte Historiker Martin Schulze Wessel stellt den Krieg in den langen Kontext der russischen Expansion nach Osteuropa und zeigt, wie die russische imperiale Vergangenheit in der Gegenwart fortwirkt.
Putin operiert in seinen Reden mit irritierenden historischen Narrativen und Argumenten. Wer seine Motivation entschlüsseln will, so Martin Schulze Wessel, muss auch ein ungelöstes Identitätsproblem Russlands in den Blick nehmen, das sich aus seiner imperialen Vergangenheit speist, den Fluch des Imperiums. Daher erzählt dieses Buch die eng verflochtene Geschichte Russlands, Polens und der Ukraine seit Peter dem Großen im Kontext der internationalen Politik. Es zeigt, wie das russische Ausgreifen in die Ukraine seit dem 18. Jahrhundert und die Teilungen Polens Pfadabhängigkeiten produzierten, die als strukturelles Erbe bis heute prägend sind. Dabei geht es nicht nur um imperiale Herrschaftsansprüche, sondern auch um einen ideologisch aufgeladenen Ost-West-Konflikt, der sich bereits im 19. Jahrhundert herausbildete, und in dem Deutschland lange auf Seiten Russlands stand. Deutschland hat sich nach 1945 von seinem Fluch des Imperiums befreit und sich in Richtung Westen geöffnet. Russland steht dieser Weg noch bevor.
- "Martin Schulze Wessels meisterhafte Darstellung der neuzeitlichen russischen Geschichte markiert eine Zeitenwende der Osteuropa-Historiografie." Andrii Portnov, Süddeutsche Zeitung
- Der SPIEGEL-Bestseller jetzt als Taschenbuch
- War nominiert für den Deutschen Sachbuchpreis 2023
- "Eine beklemmende Geschichtsstunde, die die Augen öffnet für das Gedankengut Putins und seines Regimes, für die Verachtung einer westlichen, diversen Zivilgesellschaft." Aus der Begründung der Jury für die Nominierung zum Deutschen Sachbuchpreis
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Kapitel 1
Russlands Imperium, das Hetmanat und die Republik Polen (1700 1795)
Moskaus Weg nach Europa - Das ukrainische Hetmanat zwischen Polen und Russland - Poltava - Europas erster Ost-West-Konflikt - Russland und die Ukraine nach dem Nordischen Krieg - Katharina II . als Vollenderin Peters I .
Kapitel 2
Imperiale Ordnung und nationale Herausforderung (1796 1856)
Russlands Imperium im Zeitalter Napoléons - Die Heilige Allianz - Der polnische Novemberaufstand als europäisches Ereignis - Russlands Antwort an Europa - Polnische und ukrainische Befreiungsideen - Identitätspolitik des Zarenreichs - Geopolitik im Exil - Europäische Revolution und der Krieg um die Krim - Polens Aufstand und die russische Furcht vor der ukrainischen Frage
Kapitel 3
Die Idee von der russischen Exzeptionalität und das Ende des Zarenreichs (1856 1917)
Das imperiale Ideen-Set nach dem Krimkrieg und dem polnischen Aufstand - Ukrainische Alternativen - Zarische Symbolpolitik und die Suche nach einer außenpolitischen Doktrin - Nationale und soziale Dynamik in der Ukraine - Der erste Weltkrieg - Nationalstaatsgründung in Kyiv - Revolution und Bürgerkrieg
Kapitel 4
Das sowjetische Experiment und die imperiale Tradition (1917 1991)
Alte Grenzen, neue Grenzen - Nationalisierung der Kultur, Zentralismus in der Wirtschaft - Polen und der Prometheismus - Holodomor - Das große russische Volk kehrt zurück - Von Rapallo zum Hitler-Stalin-Pakt - Krieg gegen Polen - Der Große Vaterländische Krieg - Russische und ukrainische Mythen - Jalta und der Kalte Krieg - Die Ukraine als zweite Nation der Sowjetunion - Poststalinismus - Neue Ostpolitik - Polen und die Ukraine in den letzten Jahren des Sowjetimperiums
Kapitel 5
Die postsowjetische Ukraine und Russlands Neoimperialismus (1992 2022)
Die nachgeholte Revolution in der Ukraine - Russlands Weg in die Diktatur - Empire Fatigue und Sowjetnostalgie - Imperiale Infrastrukturen - Imperiale Phantasien: Dugin und Putin
Schluss
Dank
Anmerkungen
Auswahlbibliographie
Bildnachweis
Karten
Personenregister